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Nils Schuhmacher Hamburger Soundtrack↓Der Menschverschwindet

Unbekannt macht unbeliebt“. Oft ist es genau andersherum und die Regel entpuppt sich als maues Sprichwort. Nehmen wir zum Beispiel Olaf Scholz. Gerüchte besagen, dass er die Stadt demnächst Richtung Berlin verlassen und dabei gemischte Gefühle und Gedanken hinterlassen wird. Und dabei kommt einem gar nicht die allseits beliebte Elphi in den Sinn, sondern das kontrovers beurteilte G20-Ereignis, das an jenem Ort mit der Aufführung von Beethovens „Ode an die Freude“ eines seiner musikalischen Highlights besaß.

Lokale Pop-Größen wie Jan Delay nahmen das Ganze zum Anlass, von „selbstverliebtenspdärschen“ zu sprechen, was der Erste Bürgermeister in Bild mit einem Bonmot der beliebten Heidi Kabel quittierte („Da sage ich gar nichts zu, da geh ich so an vorbei“). Er hätte es auch mit Randy Newman (21. 2., Laeisz­halle, abgesagt) versuchen können („We may not be perfect. But heaven knows we try“), aber wenn ein Bürgermeister etwas entscheiden kann, dann ja wohl, wen er zitiert.

Hinter der aus Zitaten, Entscheidungen und geschmacklichen Optionen zusammengestellten öffentlichen Fassade droht natürlich der Mensch bis zur Unkenntlichkeit zu verschwinden. Kaum jemand erinnert sich so daran, dass Scholz 2011 seine Wahl gegen den aus den bürgerlichen Walddörfern stammenden Beust auch deshalb erfolgreich gestalten konnte, weil er seine Herkunft ins Spiel brachte. Wer ganz zufällig mit einer Dose Bier im Alstertal Einkaufszentrum herumhing, erfuhr auf einer Wahlkampfveranstaltung, dass Scholz in Großlohe aufgewachsen ist.

In diesem sozial schwachen Rahlstedter Ortsteil gab es zwar verlässlich Ärger, aber in den 1970er-Jahren popkulturell nur wenig zu holen. Selbst der berüchtigte HSV-Fanclub „Die Löwen“, der sich unter anderem aus Großlohern rekrutierte, war gerade erst in Gründung und konnte sich nicht als Alternative zu den Jusos empfehlen. Das muss man natürlich alles erst mal wissen.

Ob das auch mit Blick auf heutige Generationen gilt, die sich zum Beispiel Namen wie Kaffkönig (1. 3., Knust) verleihen? Die Band spielt breitbandigen melodisch-treibenden Indierock, versetzt mit viel Schnoddrigkeit und geschickt kompilierten Phrasen. Läuft gut durch, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Und spätestens da weiß man schon gar nicht mehr genau, ob ein Bedarf an Hintergrundinformationen besteht.

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