: Niederlande bestreitet Nato-Geheimtruppe
■ Premierminister: „Gladio“-Pendant nur in den fünfziger Jahren/ „Festigung der geistigen Widerstandskraft“
Den Haag (dpa/ap) — In den Niederlanden existiert keine Geheimtruppe für umfassende Sabotage-Aktionen im Falle eines Krieges. In den fünfziger Jahren wurde jedoch eine Geheimorganisation nach dem Muster der „Gladio“-Truppe, die in Italien und Belgien für Aufsehen gesorgt hat, errichtet. Diese Organisation mit dem Tarnnamen „Allgemeine Angelegenheiten“ sollte im Falle einer Invasion der Truppen des Warschauer Pakts mobilisiert werden und gewährleisten, daß eine niederländische Regierung im Exil alle notwendigen Informationen aus ihrem besetzten Land erhalten würde. Die Truppe hätte die Königsfamilie und die Regierung in Sicherheit bringen sollen. Dies hat Ministerpräsident Ruud Lubbers dem Parlament in einem am Dienstag abend veröffentlichten Schreiben mitgeteilt. Abgeordnete hatten Auskunft verlangt, ob es in den Niederlanden eine geheime Kommando-Organisation nach Art der in den letzten Tagen bekannt gewordenen Nato-Geheimtruppe „Gladio“ gegeben habe.
Lubbers erklärte in seinem Schreiben, die in den fünfziger Jahren gegründete Organisation habe sich an die Erfahrungen aus der Zeit der deutschen Besatzung der Niederlande von 1940 bis 1945 angelehnt und dem Ministerpräsidenten und dem Verteidigungsminister unterstanden. Ein zweites Ziel dieser Organisation sei die Festigung der geistigen Widerstandskraft der Bevölkerung in Besatzungszeiten gewesen. Diese Organisation hätte nie einer ausländischen Aufsicht oder der Nato unterstanden.
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