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■ Niederländer mögen Deutsche noch weniger als gedachtHaß auf „Moffen“ ist schon Tradition

Amsterdam (taz) – Der niederländische Libero Ronald Koeman konnte seiner Freude vor einigen Jahren nicht anders Ausdruck verleihen: Nach dem Sieg seiner Elf gegen Erzfeind Deutschland im EM-Halbfinale wischte er demonstrativ mit einem deutschen Trikot sein Hinterteil ab. Auch Verteidiger Frank Rijkaard zeigte deutlich, was er ganz allgemein von seinen Nachbarn hält: Er spuckte ausgerechnet einem lebenden Denkmal der Deutschen, Rudi Völler, Gift und Galle ins Gesicht.

Wer denkt, daß dies lediglich Entgleisungen sind, irrt. Trotz des wohlmeinenden Arbeitsbeschaffungsprogramms der Deutschen, das etwa bewirkte, daß mittlerweile niederländische Arbeitskräfte die TV- und die Tomaten- Branche dominieren, mögen die uns immer noch nicht. Es ist sogar so, daß 99 von 100 Niederländern glauben, Rudi hätte statt Rijkaard gespuckt! Doch es ist noch schlimmer. Eine Untersuchung des Cingendael-Institutes für Internationale Beziehungen in Den Haag unter 1.800 niederländischen Teenies brachte deprimierende Ergebnisse: Demnach glaubt die Hälfte aller Jugendlichen, daß die Deutschen auch 48 Jahre nach Hitler noch Krieg und die ganze Welt erobern wollen. Sechs von zehn halten ihre östlichen Anrainer für arrogant, drei von vier empfinden sie als zu dominierend. Niemand in Europa ist in den Niederlanden demnach unbeliebter als die „Moffen“ (so lautet der Schimpfname für die Deutschen).

Selbst Untersucher Lutsen Jansen war erschrocken: „Anscheinend bekommen die Kinder das bei uns mit der Muttermilch eingetrichtert.“ Das habe natürlich mit den Verbrechen des Zweiten Weltkrieges zu tun, aber auch damit, daß sich viele Niederländer von dem übergroßen Deutschland immer in die Defensive gedrängt fühlen. Auf der Straße, in der Schule und zu Hause werden eifrig Vorurteile gepflegt, Informationen aus dem Nachbarland so lange gefiltert, bis sie ins Negativbild passen. Als Symbol gelten dabei die Deutschen, die ihr Übergewicht an die holländischen Nordseestrände Scheveningen und Zandvoort wuchten. Jansen: „Der Deutschenhaß gehört in den Niederlanden schon zur Folklore, ist Tradition.“

Daß Deutschland, immerhin größter Handelspartner der Niederlande, nicht immer so negativ dastehen solle, bewegte die Regierung in Den Haag schon zu einer rührigen Aktion. Sie bezahlte eine sogenannte „Postbus 51 Kampagne“. In Gemeinderäumen, Bibliotheken und auf Postämtern hing der ernstgemeinte Satz: „Auch Deutsche sind gewöhnliche Menschen.“ Der Erfolg blieb aus. Nicht einmal die Hälfte der Jugendlichen möchte heute überhaupt etwas mit den Deutschen zu tun haben.

Die andere Hälfte kündigte zumindest verbal an, mit deutschen Jugendlichen Kontakt aufnehmen zu wollen. Außerdem, das Bonmot scheint zu stimmen: „Alle Niederländer hassen die Deutschen, mit der Ausnahme derer, die sie persönlich kennen.“ Von den Teenies, die sich wirklich für Deutschland interessieren, haben nur unwesentliche acht Prozent ein Negativbild vom Nachbarland. Falk Madeja

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