NRW-Kultursponsoring : Nichts als Werbung
Dass der Essener RAG-Konzern sich als Hauptsponsor der Ruhrfestspiele die Berichterstattung dazu in der Bild-Zeitung kauft – geschenkt. Dass wenigen die Anzeige als solche aufgefallen ist – auch geschenkt. Doch der Missbrauch von Kultur zu Werbezwecken in NRW muss in Zukunft so teuer wie möglich gemacht werden, am besten unmöglich. Dass er bereits stattfindet, lässt sich am Beispiel der „Hollywood im Ruhrgebiet“-Anzeige belegen. Die Gesellschafter der, auch aus Steuern finanzierten, Ruhrfestspiele haben ihr „Kunst gegen Kohle“-Label verkauft. Nur so kann sich ein Konzern im Glanz des Hollywood-Stars bräunen und behaupten, die Bewohner des Ruhrgebiets „profitierten“ von seinem Engagement.
KOMMENTAR VONPETER ORTMANN
Doch wo ist der realisierte Mehrwert für die Bürger? Dass Shakespeares „Richard II“ bei den Ruhrfestspielen von Kevin Spacey gespielt wird und die Schickeria aufläuft? Dass die RAG-Konzernzentrale in Essen für die Kulturhauptstadtbewerbung 2010 von einem Otmar Alt-Kunstlappen verhüllt wurde? Das ist keine Kulturförderung, das sind unter dem Deckmantel von Kultursponsoring kalkulierte Werbeveranstaltungen für einen Konzern. Wenn die RAG etwas für die Region tun wollte, dann würde sie kleinere, hochwertige Kultur-Projekte fördern. Das verhindern aber die Marketingabteilungen aller Großkonzerne in NRW und handeln wie die RAG.
Dieses Förder-System nutzen auch Politiker. Sie sonnen sich gern im Glanze der Megaveranstaltungen, greifen deshalb für die Kulturleuchttürme bei den Konzernen die Mittel als Erste ab und erklären anschließend, für Kultur gibt es keine Steuermittel mehr – Kulturschaffende sollten sich eben auch um Sponsoren bemühen. Der Mehrwert aber kommt nur durch die mediale Hintertür. Für Konzerne wie die RAG, nicht für die Bürger.