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Nicht ohne alte SED-Manager

Berlin (dpa/vwd) — Der marktwirtschaftliche Neuaufbau der Wirtschaft in der ehemaligen DDR ist nicht ohne die früheren SED-Manager möglich. Diese Einschätzung vertrat der vor kurzem eingesetzte „Vertrauensbevollmächtigte“ bei der Berliner Treuhandanstalt, Albrecht Krieger. Es sei völlig ausgeschlossen, das gesamte Führungspersonal auszuwechseln, sagte Krieger am Montag in Berlin.

Man werde die früheren Manager integrieren müssen, soweit sie nicht belastet seien. Die bloße Mitgliedschaft in der früheren SED sei noch kein Anlaß für einen Führungswechsel. Unter den früheren Betriebsleitern gibt es nach Beobachtung der Treuhand viele, denen außer ihrer SED-Mitgliedschaft nichts vorzuwerfen sei und die über Managerqualitäten verfügten. Krieger hatte am 6. November mit 16 weiteren, ehemals hochrangigen Beamten oder Richtern seine Arbeit aufgenommen. Die Vertrauensbevollmächtigten sollen als unabhängige Berater, die keinerlei Weisungen unterliegen, fungieren und Empfehlungen aussprechen. Nach dem Eindruck Kriegers, der vor seiner Pensionierung Abteilungsleiter im Bundesjustizministerium war, ist in der früheren DDR noch immer die Sorge verbreitet, man könne durch ein offenes Wort seine Stellung gefährden. Viele Eingaben erfolgten anonym. Die Vertrauensbevollmächtigten seien aber keine Anlaufstelle für Denunzianten.

Ein Problem bei der wirtschaftlichen Umgestaltung sind die sogenannten alten Seilschaften in den Unternehmen. Hinzu kommen nach Beobachtung Kriegers neue „Seilschaften“, bei denen westdeutsche Unternehmer versuchten, mit Hilfe alter SED-Führungsleute in den ostdeutschen Unternehmen unter Vorzugsbedingungen Fuß zu fassen.

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