Nicht ohne Gegenprotest: Nazis wollen durch Lichtenberg marschieren
Die Neonazi-Partei "Die Rechte" will am Samstag durch Lichtenberg ziehen. Erst vor einer Woche gründete sie ihren Berliner Ableger - aus alten Kameradschaftlern.
Rechtsextreme wollen am Samstag durch Lichtenberg ziehen. Die Polizei bestätigte, dass die Neonazi-Partei „Die Rechte“ um 14 Uhr vom dortigen Bahnhof über die Weitlingstraße zum Nöldnerplatz marschieren will. "Linke Gewalt öffentlich machen", lautet ihr Motto. Angemeldet seien 75 Teilnehmer, sagte ein Polizeisprecher.
Das Bezirksamt rief zu einer Gegenkundgebung um 14 Uhr auf dem Münsterlandplatz auf. Auch Antifa-Gruppen kündigten Protest an. Lichtenberg galt lange Jahre als rechte Hochburg. Bis heute befindet sich in der dortigen Lückstraße ein Neonazi-Treff, an dem auch "Die Rechte" mit ihrem Aufmarsch vorbeiziehen will.
Bezirksbürgermeister Andreas Geisel (SPD) sagte, Lichtenberg habe sich zuletzt positiv entwickelt, sei "bunt und offen". „Für Nazis und Gestrige ist kein Platz.“ Man werde dem Aufmarsch "auf Energischste" entgegentreten.
Auch die NPD will am Samstag aufmarschieren: Laut Polizei sind zwei Kundgebungen angemeldet: Um 13 Uhr vor dem Rathaus Schöneberg und um 16 Uhr in Hellersdorf, Riesaer Ecke Mark-Twain-Straße. Auftreten soll auch NPD-Bundeschef Holger Apfel. 50 Teilnehmer sind angemeldet.
Auch am Samstag sind die Ultrarechten von "Pro Deutschland" unterwegs. Sie wollen gegen Linke demonstrieren: Ab 9.30 Uhr vor dem Café Ehrenburg in Friedrichshain, später vorm Rathaus Kreuzberg, den alternativen Wohnprojekten Köpi und Tommy-Weisbecker-Haus sowie vor dem Flüchlingscamp auf dem Oranienplatz. (taz)
Die "Rechte", ins Leben gerufen von dem Hamburger Neonazi-Führer Christian Worch, hatte erst am vergangenen Sonntag ihren Berliner Ableger gegründet. Hier besteht die Partei vor allem aus Mitgliedern der 2009 verbotenen Kameradschaft „Frontbann 24“. Deren damaliger Kader Uwe Dreisch ist nun Landeschef der "Rechten".
Der "Frontbann 24" war eine Ansammlung enttäuschter Neonazis, denen die NPD zu angepasst war. Die Gruppe lehnte sich offen an die SA-Vorgängerorganisation gleichen Namens an, trat öffentlich in schwarzen Uniformen auf. Auch deshalb wurde die Kameradschaft verboten.
Die Berliner "Rechte" kündigte nun ihrerseits an, eine "Ordnungsgruppe" aufbauen zu wollen. Einschlägige Erfahrung hat man: Gegen Vorstandsmitglied Dennis K. wird ermittelt, weil er 2011 mit Gesinnungsgenossen auf einem Neonazi-Aufmarsch in Kreuzberg Gegendemonstranten attackiert haben soll. Und Landeschef Dreisch wurde erst im Juli 2012 wegen des Vertriebs volkverhetzender CDs zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.
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