heute in bremen : „Nicht nur Mumpitz“
Die Europäische Union kommt mit einer Familienaufstellung auf die Psychocouch im Concordia
taz: Frau Hensel, Ihr Stück will die Europäische Union therapieren. Sind Sie denn persönlich eher proeuropäisch oder Euroskeptikerin?
Katja Hensel, Autorin und Schauspielerin: Ich denke, dass manche Dinge in der EU nicht wirklich gut laufen, bin aber begeistert, dass Europa so groß ist.
Hat sich Ihre Einstellung im Zuge des Stücks geändert?
Ich wusste vorher nicht viel über die EU. Ich kann die Skepsis jetzt mehr verstehen, teile sie mitunter auch. Zugleich habe dich das Unbehagen gegenüber einem ständig wachsenden Europa, wie ich es noch vor ein paar Jahren hatte, ein Stück weit verloren.
Wo liegt aus Ihrer Sicht das Problem in der EU?
Die meisten Menschen setzen sich mit den anderen Mitgliedstaaten nicht wirklich auseinander. Deswegen können sie bestimmte Empfindlichkeiten und Wunden nicht richtig verstehen.
Wonach haben Sie die sieben Teilnehmer in ihrer EU-Familienaufstellung ausgesucht?
Das geschah recht intuitiv. Ich wollte ein Land dabei haben, das jüngst die EU-Verfassung abgelehnt hat, das ist jetzt Irland. Zum Teil war ich selbst in den Ländern, etwa in Zypern.
Eine Familienaufstellung offeriert am Ende ja eine Lösung. Wie kann die für die EU aussehen?
Eine Lösung in dem Sinne gibt es nicht. Der Vertrag von Lissabon hat ja auch etwas sehr Willkürliches. Es gibt einen Weg, wenn die Länder anfangen, sich mehr füreinander zu interessieren.
Die Ideen der Familienaufstellungen sind mit Bert Hellinger sehr in die Kritik geraten …
Ich bin auch eine starke Kritikerin von Bert Hellinger, sehe aber in dem Ansatz durchaus Chancen. Das ist nicht nur esoterischer Mumpitz. Aber Hellinger ist ein sehr willkürlicher, hierarchisch denkender Mensch.
Seine patriarchiale Lösung ist also die nicht Ihre?
Nein. INTERVIEW: JAN ZIER
20 Uhr, Concordia