: Nicht für Migranten
betr.: „Migranten meiden Ordnungshüter-Karriere“, taz vom 22. 8. 05
Der Artikel von Herrn Diederichs hat mich völlig überrascht. Jetzt wird den Migranten noch vorgeworfen, dass sie sich von der Ordnungshüter-Karriere drücken. Und dies ist sogar mit einer Statistik aus dem Jahre 1994 begründet worden.
Ja, es stimmt, dass die Polizei in Deutschland dringend Personen aus dem Migrantenkreis braucht. Aber dass die Zahl der Polizisten mit einem Migrationshintergrund zu klein ist, hat einen anderen Grund. Der öffentliche Dienst in der Bundesrepublik Deutschland ist nach wie vor den Einheimischen vorbehalten!
Um weit mehr als 90 Prozent unterschreiten Migranten ihre demografisch „normale“ Teilhabe beim größten und beschäftigungsstärksten Bereich des öffentlichen Dienstes. 29 Prozent aller öffentlich bediensteten Beamten und Angestellten arbeiten in der „Verwaltung“, aber lediglich ein Einziger von 100 dort Beschäftigten ist ein/e Migrant bzw. Migrantin.
Die wenigen ausländischen Beamten und Angestellten mit einem Migrationshintergrund, die überhaupt mit Verwaltungstätigkeiten befasst werden, haben nahezu ausschließlich organisatorisch-technische Serviceaufgaben zu erfüllen (beim Botendienst, im Schreibdienst oder bei Sachbearbeitungen), gelangen aber so gut wie niemals in Positionen, in denen inhaltlich Einfluss auf die Gestaltung und Durchführung von Integrationspolitik oder anderen Politiken genommen wird.
Auch Angaben über Beamte und Angestellte der Länder zeigen: Migranten finden so gut wie keine Anstellung bei Gerichten, bei der Polizei, beim Justizpersonal, beim Strafvollzugspersonal oder bei Finanzbehörden. Fast die Hälfte (44 Prozent) der überhaupt im öffentlichen Dienst beschäftigten Beamten und Angestellten ist im Gesundheitsbereich tätig, als Arzt oder Ärztin (5 Prozent), beim Krankenhauspflegepersonal (25 Prozent) oder bei sonstigem Krankenhauspersonal und Personal der Gesundheitspflege (14 Prozent). Das oben Erwähnte gilt auch für die Polizei. ALEX MAJLE, Kaltenkirchen