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Nicht bei uns!

■ Brandenburger wehren sich gegen ein geplantes Atommüllsammellager

Potsdam (taz) – Die Bürger von Schönermark in Brandenburg wehren sich gegen die Einrichtung einer atomaren Sammelstelle in ihrer Gemeinde. Die „Bürgerinitiative Schönermark“ hat bereits über 1.600 Unterschriften gesammelt. Ein Bürgerbegehren gegen die Entscheidung des Gemeinderates sei in Arbeit, kündigte Gertraud Pfeifenrath von der Bürgerinitiative gestern an.

Der Gemeinderat hatte Ende August einstimmig der „Landessammelstelle für radioaktive Stoffe“ in einer ehemaligen NVA- Raketenstellung zugestimmt. „Der Gemeinderat steht mit dieser Entscheidung allein.“ Gertraud Pfeifenrath erzählt, daß schon bei der ersten Bürgerinformation über den Umbau von zwei Raketenbunkern der ehemaligen DDR-Volksarmee deutlich wurde, daß die „gesamte Gemeinde“ die Sammelstelle ablehne. Die Anwohner befürchten vor allem, daß das als Zwischenlager deklarierte Lager „doch Endlager für radioaktive Stoffe“ sein wird.

Der brandenburgische Umweltminister Matthias Platzeck (parteilos) sagte gestern vor der Presse, daß sich sein Ministerium nach Prüfung von 30 anderen Standorten bereits auf Schönermark festgelegt habe. „Der Gemeinde wurden weitgehende Kontrollrechte eingeräumt“, meinte Platzeck. Zudem seien die Bürger umfassend über das Projekt informiert worden.

Der Minister betonte, daß „das Sammellager nichts mit Atomenergie oder Kernkraftwerken“ zu tun habe. Er appellierte an „Einsicht und Vernunft“ der Anwohner, „den besten aller möglichen Standorte in Brandenburg“ zu akzeptieren. Außerhalb der Sammelstellen würde es auf gar keinen Fall zu einer erhöhten Strahlenbelastung kommen.

Lediglich Materialien aus Krankenhäusern sowie Lehre und Forschung sollen in zwei Bunkern eingelagert werden. „Dafür lege ich meine Hand ins Feuer“, versicherte der Umweltminister mutig. Anja Sprogies

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