: Nicaragua ruft Botschafter zurück
■ Incer kritisierte Sozialdemokratie zu offen / Ausgangspunkt war ein Treffen zwischen Sandinisten und SI–Parteien in Madrid
Bonn (dpa/taz)– Die Regierung Nicaraguas hat laut dpa ihren Botschafter in der BRD, Herberto Incer Moraga, wegen Kritik an der Sozialdemokratie abberufen. Herberto Incer, der vor drei Jahren nach Bonn kam, bestätigte in Bonn seinen Rückruf. Dabei versicherte er gleichzeitig, „mehr als zuvor an die Prinzipien der sandinistischen Revolution“ zu glauben. Den Grund für seine Abberufung wollte er nicht angeben. Die Regierung in Managua hat den Rückruf damit begründet, daß der Botschafter „Positionen vertreten habe, die nicht der Politik der Revolution entsprechen“. Herberto Incer Moraga hatte im Mai–Bulletin der nicaraguanischen Botschaft einen Artikel über ein Treffen zwischen Vertretern der Sandinisten und sozialdemokratischer Parteien im Februar in Madrid geschrieben. Unter der Überschrift „Sozialdemokratische Freunde - hört zu“ kommentiert er in einem fiktiven Interview die Ergebnisse des Treffens, an dem auf Seiten der Sandinisten Kommandant Bayardo Arce und die SI–Parteien aus Spanien, Norwegen und der BRD teilnahmen. „Kritik unserer europäischen Freunde“, heißt es in dem Text, sei „willkommen, wenn sie uns hilft, unser Ziel auf einem kürzeren und glatteren Weg“ zu erreichen. Oft sei sie aber „unbegründet“ gewesen, weil ihr „eine tiefere Kenntnis der nicaraguanischen Wirklichkeit oder auch der elementarsten Vorgänge“ fehlen würde. In dem Artikel wird auch bedauert, daß eine ausführlichere Besuchsreise, um die Verhältnisse in Nicaragua besser kennenzulernen, nie zustande gekommen sei.
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