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■ Neulich...beim Faxkaufen

Neulich

...beim Faxkaufen

Nie mehr nicht dazugehören! Nie mehr an bedeutende Zeitgenossen Telebriefe schicken mit dem Faxabsender „Landschlachterei XYZ“! Ich kauf mir ein Fax. So ein richtig angesagtes Teil. Zwei Euros eingesteckt, und ab zum Fachgeschäft. Das muß sein, schon wegen dem Service und falls mal was kaputt ist. Die Fachverkäuferin ist ganz easy, ganz Turnschuh, hat ein angesagtes Teil da stehen, natürlich mit Telefon, automatischer Fax-Erkennung, Anrufbeantworter, Display, Nummernspeichern noch und nöcher, was willste mehr?

„Ganz einfach: Sie gehen aus dem Haus, drücken 'Autoempfang', Gerät gibt Fax auf Faxgerät und Anruf auf Beantworter. Sie sind zu Hause: drücken Sie 'manuell'.“ Und wenn ich vergesse umzuschalten? „Dann müssen Sie springen: nach dem ersten Signal können Sie das Gespräch noch annehmen.“ Ich sehe mich schon springen. Ihre Demonstration wirkt genauso ermutigend: Das angesagte Teil — egal wo man drückt — kopiert und kopiert, in astreiner Qualität. Aber es faxt nicht, es empfängt nicht, und doch kostet es 300 Mark mehr als beim Discounter. Ich ziehe mich unauffällig zurück.

Das nächste Fachgeschäft, der nächste Fachverkäufer: federnder Schritt, alles easy, alles Turnschuh, das angesagte Teil steht im Schaufenster, günstig, alle Funktionen, es erkennt jedes Fax auf 100 Meter. Er greift zu Stift und Papier und zeichnet mir auf, an welcher Stelle in meiner Telefonanlage ich eine gewisse Steckdose implantieren muß, acht Klemmverbindungen, alles gut zu erkennen, die Rechnung ist schon geschrieben. Kleines Problem: Ich habe einen Gebührenzähler. Der braucht zum zählen Impulse. Die stören das Fax. Kein Thema: Filter einbauen, hier und hier vorne anklemmen. Doch halt: Was ist mit Autoempfang? Alles Turnschuh: Dafür gibt's die Fax-Weiche, zwei Scheine. Aber das Gespräch kann ich doch auch vom zweiten Telefon im Nebenraum annehmen? Also das nun gerade nicht, es tutet nämlich nur im angesagten Teil.

Zwei Wochen war ich verzagt. Übermorgen kommen die Monteure von der Telekom und legen eine zweite Leitung. Dann kauf ich mir irgend so eine billige Kiste, wo bei mir was rauskommt, was so ähnlich aussieht wie das, was bedeutende Zeitgenossen in ihre Kiste reingesteckt haben. Und sonst nix. Hau wech die angesagten Teile. Und die Turnschuhe. Burkhard Straßmann

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