Neues Such-Angebot Blekko: Suchmaschine als Spamfilter
Viele Suchmaschinen sind voller Spameinträge und nutzlosem Material sogenannter Content-Farmen. Die Suche von Blekko will das Problem mit einer besseren Sortierung lösen.
Fast jeder Internet-Jungunternehmer im Silicon Valley, der etwas von sich hält, wird einmal davon geträumt haben, mit einer eigenen, besseren Suchmaschine Google zu übertrumpfen - zu allmächtig und technisch perfekt dominiert die Firma das Web. Der Pfad derjenigen, die es bereits versucht haben, ist mit Fehlversuchen, gepflastert. 2008 versuchte sich zuletzt Cuil am Google-Angriff - und scheiterte trotz mittleren zweistelligen Millioneninvestitionen und einigen sehr cleveren Programmierern.
Neben Google erwähnenswert sind derzeit Yahoo und Microsofts Bing, daneben vielleicht eine landestypische Suche. So sieht es in vielen Ländern der Welt im Massengeschäft seit Jahren aus, so scheint es zu bleiben.
Doch nun kommt mal wieder ein Internet-Start-up um die Ecke, dass es wissen will: Es hört auf den Namen Blekko und ist seit wenigen Tagen in einer öffentlichen Beta-Phase verfügbar. Warb Cuil damit, mehr Seiten zu erfassen und diese besser zusammenstellen als Google, hat Blekko eine andere sinnvolle Eigenheit. Der Dienst verspricht, nervigen Spam aus Ergebnislisten zu entfernen, der in immer mehr Suchanfragen prominent auftaucht.
Außerdem verweigert sich Blekko Teilen des nutzlosen Materials, das sogenannte Content-Farmen aufbauen. Sie versuchen mittlerweile regelmäßig Suchbegriffe mit Seiten zu besetzen, die zwar auf den ersten Blick wie sinnvolle Inhalte aussehen, aber nur aus zusammengeschriebenem Quatsch bestehen und auf Online-Werbung optimiert sind.
Das Ziel sei es, die Web-Suche aufzuräumen und den ganzen Spam herauszubekommen, sagt Blekko-Chef Rich Skrenta. Diese Aussage untermauert er in einem Interview mit "Computerworld" auch mit Zahlen. So kenne Blekko die 50 relevanten Seiten der 100.000, die beispielsweise Google ausspucke. Darauf sei auch der "Crawler", also der Suchroboter hinter der Suchmaschine, optimiert. Er schaue bei "sinnvollen" Seiten intensiver hin als bei potenziellem "Müll". Drei Milliarden Seiten landen in der Datenbank, deutlich weniger als bei Google. "Wir müssen deshalb die besten Inhalte auswählen, die wir crawlen."
Auch das Prinzip beim Suchen ist anders. Blekko nennt die Nutzung "slash the web", wobei "Slash" für den Schrägstrich (/) steht. Diesen nutzt man, um seinen Suchbegriff besser einzuordnen. Wer beispielsweise den Begriff "C64" für den alten Heimcomputer eingibt, kann mit "/images" Bilder sehen, mit "/videos" Filme, mit "/shop" einkaufen mit "/twitter" auf Twitter suchen oder mit "/date" alle Einträge zeitlich geordnet ansehen. Die Befehle, Slashtags genannt, lassen sich, wenn sinnvoll, auch kombinieren. Mit "photography /fashion /people" bekommt man dann Menschen aus der Modefotoszene.
Blekko funktioniert derzeit vor allem mit englischen Suchbegriffen, in anderen Sprachen ist der Dienst noch nicht optimiert. Ein gewisses Risiko verbirgt sich zudem darin, wie Blekko die Slashtags definiert: Neben von der Firma vorgegebenen Begriffen können auch Nutzer Slashtags und dazu passende Websites eintragen. Hier setzt die Firma auf das Wiki-Prinzip und die Kontrolle der Nutzer untereinander.
Filterseitig funktioniert Blekko indes rabiat. Wie der "Guardian" berichtete, labelte Blekko gleich zwei bekannte britische Preisvergleichsseiten als Spam. Das ist möglicherweise nur konsequent: Solche und ähnliche Angebote tauchen bei Google ogt ganz vorne auf, obwohl sich der Nutzer beispielsweise nur für eine Produktseite interessiert.
Blekko hat, ähnlich wie Cuil, viel Geld eingesammelt: Mehrere Risikokapitalinvestoren sollen rund 20 Millionen Dollar in die Firma gesteckt haben. Nach Angaben Skrentas arbeitet Blekko schon seit mehreren Jahren an der Technik.
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