: Neues Leben für die Schäl Sick
Vier Stadtplanungsteams machen sich im Auftrag der Stadt Gedanken über die Zukunft des rechtsrheinischen Köln. In einem sind sie sich einig: Hier gibt es noch viel Platz für neue Wohnungen
VON JÜRGEN SCHÖN
Das Rheinufer als Grünzone erhalten und preiswerte Wohnungen an den Häfen von Deutz und Mülheim bauen – das ist ein zentrales Ergebnis des Workshops „Zukunftsvisionen für das Rechtsrheinische“, zu dem das Stadtplanungsamt und der Gestaltungsbeirat der Stadt Köln im März vier Stadtplanungsbüros eingeladen hatten. Gestern wurden die Ideen vorgestellt, die Kölns „schäl Sick“ zukunftssicher machen sollen.
Nicht um Detailplanungen ging es, sondern darum, die „Potenziale und Defizite“ eines ganzen Gebietes zu entdecken. Notgedrungen blieben die Ergebnisse allgemein, das Problem der Hochhäuser wurde erst gar nicht diskutiert. Immerhin war es das erste Mal, dass für einen derart großen Teil der Stadt ein übergreifendes Konzept erdacht wurde. Das 15 Quadratkilometer große Terrain – für die Stadt „ein ganz wichtiges Entwicklungsgebiet“, so Architekt Johannes Schilling, Vorsitzender des Gestaltungsbeirates – liegt zwischen Mülheimer und Südbrücke, im Westen begrenzt vom Rhein, im Osten von Rolshovener und Kalk-Mülheimer-Straße. Geprägt vor allem von Industrieanlagen, breiten Verkehrsschneisen (Deutsche Bahn, Stadtautobahn) und relativ wenig Wohngebieten (Süd-Mülheim, Stegerwaldsiedlung und Deutz).
Die bestehende Vielfalt zu erhalten, darin waren sich die beteiligten Stadtplanungsteams von Kees Kaan, Rotterdam, Holger Rübsamen, Bochum, und Johannes Kister und O.M. Ungers, beide Köln, einig. Stärken sehen sie in der guten Verkehrsanbindung und dem Angebot an alten, umnutzbaren Industriebauten, eine Schwäche sei das Fehlen von gewerblichen Arbeitsplätzen. Kaan und Rübsamen, die sich schon bei der Planung der Häfen in Rotterdam und Düsseldorf ausgezeichnet haben, plädieren für eine verstärkte Wohnbebauung an beiden Häfen – ein langfristiges Ziel, denn noch arbeitet hier etwa die Aurora-Mühle. Küster will die „nicht ausgelastete“ Stegerwaldsiedlung ausbauen.
An einigen Stellen sind die Weichen für die Zukunft allerdings schon gestellt – Ergebnis von Einzelplanungen in der Vergangenheit, etwa bei Kölnarena und Technischem Rathaus. Gleiches gilt für die Erweiterung der Messe und den Umbau des Bahnhofs Deutz zum ICE-Knotenpunkt und Kongresszentrum.
Mit diesen Investoren wird sich die Stadt einigen müssen, um die Ideen des Workshops umzusetzen. Bei der Messe sieht Bau- und Planungsdezernent Bernd Streitberger durchaus Chancen: „Sie meint inzwischen auch, dass der neue Nordeingang an der Zoobrücke ein attraktiver Ort werden muss.“
Das Ergebnis des Workshops wird jetzt in die Gremien von Politik und Verwaltung gebracht, wo die Ideen in konkrete Pläne umgesetzt werden müssen. Auch die Bevölkerung soll in die Planungen einbezogen werden. Die Chefin der grünen Ratsfraktion, Barbara Moritz, freut sich schon auf die Diskussionen: „Es ist gut, dass endlich unabhängige Experten der Politik Input liefern.“ Die Politikerin mit dem Spezialgebiet Stadtplanung bedauert nur, dass bei der Messe – bedingt durch die Übernahme der Rheinhallen durch RTL – „alles unter Zeitdruck geschehen muss“.