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Neues Album der Rapperin Speech DebelleLiebe, Hoffnung und die höhere Macht

Eine Zeitkapsel für 2011: Die Londonerin Speech Debelle rappt auf ihrem neuen Album "Freedom of Speech" über die Aufstände in London, ihre Erfolge und ihre Rolle als Frau.

Manchmal will man eben einfach gehört werden: Speech Debelle. Bild: promo

Es ist die fast kindliche, fragile, freundliche und dennoch kraftvoll trotzige Stimme der 28-jährigen Südlondoner Rapperin Speech Debelle. Um ihretwillen möchte man sich am liebsten vor die Lautsprecher legen, damit Debelles Geschichten direkt ins Ohr und den Nacken runtergekrochen kommen, während der Bass in den Gliedern vibriert.

Stets ehrlich und ehrgeizig gibt sich die Südlondonerin mit jamaikanischen Wurzeln, sexuelle Anspielungen und ironischer Witz stehen neben einem Aufruf zur Revolution, dem Preisen einer höheren Macht und selbstkritischen Eingeständnissen. Glaubt man dem Grundtenor ihres brandneuen, zweiten Albums "Freedom of Speech", das wie auch ihr Debüt beim Indie-Label Big Dada erschienen ist und mit dem Produzenten Kwes entwickelt wurde, muss man sich um diese Frau keine Sorgen machen.

Speech Debelle ist selbstbewusst und kämpferisch und sagt über ihren revolutionären Song "Sometimes you need to blaze up a fire": "Manchmal will man einfach gehört werden. Während ich im Studio war und das Album aufgenommen habe im vergangenen Jahr, bin ich an protestierenden Studenten vorbeigegangen. Ich habe mich umgesehen und überall waren Demonstrationen. Aufstände, und mittendrin Leute, die gesagt haben, was sie wollen und was sie nicht wollen. Das hat mich stark beeinflusst. Das Album ist wie eine Zeitkapsel für 2011", erklärt Speech diesen spannungsgeladenen Soundtrack zu den Aufständen in London 2011.

Corynne Elliott

Wie sie selbst zu ihrem Spitznamen Speech (Sprache) gekommen ist, weiß sie gar nicht mehr. "Ist schon so lange her", sagt sie, die eigentlich Corynne Elliott heißt.

Bild: taz
Sonntaz

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2009 hat sie den renommierten Mercury-Preis für ihr Debütalbum "Speech Therapy" erhalten - eine große Auszeichnung, die aber weder verstärkte Plattenverkäufe noch ausverkaufte Konzerthallen nach sich gezogen hat. Speech Debelle wird nicht müde zu erzählen, dass sie schon vorher wusste, sie würde den Preis gewinnen - was ihr mitunter als Arroganz ausgelegt wurde. Sie selbst allerdings nennt es eher "selbstbewusst".

So singt sie in dem Song "Angel Wings": "I know these writers and bloggers wanna hate me/ Cause I said that I would win/ They called me arrogant/ But missed the fact that I laid out my destiny/ No matter what I do in my future cant betaken away from me/ Im still learning Im still trying/ I got my angel wings/ I aint afraid of flying/ But where I come from we react, we dont run/ So anyone who thinks I take that is so wrong …" Wo ich herkomme, da reagiert man, da läuft man nicht weg, heißt es in dem Song, dabei beruft sie sich auf ihre jamaikanische Herkunft. Dort sei es selbstverständlich, solche Dinge zu sagen, "in Großbritannien nicht", so Speech im Interview.

Direkt, präzise, pointiert

Großes Selbstbewusstsein bei bescheidenen Verkaufszahlen, viele interpretierten dies als übersteigerte Hybris. Davon will Speech aber nichts wissen. Der Mercury-Preis habe es ihr ermöglicht, dass ihre Freunde jetzt für sie zum Beispiel als Tourmanager arbeiten können, sie gemeinsam durch die Welt touren, Spaß haben und dabei Geld verdienen - auch wenn "nur" 400 Leute zu ihren Konzerten kämen. Da habe sie aber wahrlich schon Schlimmeres erlebt.

Damit spielt sie auf die auf dem Debütalbum viel zitierte Zeit an, als sie eine Zeit lang in Hostels gewohnt hat - eine Lebensphase, die für sie eine Inspirationsquelle gewesen sei. Waren auf dem preisgekrönten Debütalbum von "Teenage-Angst" geprägte Texte, die sie in den zehn Jahren vor der Veröffentlichung geschrieben hat und die sich an persönlichem Schicksal und Eltern-Konflikten abarbeiten, ist auf "Freedom of Speech" der Titel Programm.

Die Texte der 12 Songs sind direkt, präzise und pointiert witzig. "Ich weiß mehr über deine Ex als über unsere Nachbarin" heißt es in "X marks the Spot". Speech flüchtet sich nur selten in Zweideutigkeiten. Ihr Sound verbindet problemlos Jazz, Soul und Pop mit Rap. Ein herrlich schrammeliger Synthie-Drum-Sound der Achtziger durchzieht das Album - und über diese holprigen Beats balanciert Speeches klarer Sprechgesang. Dass der Sound in der zweiten Albumhälfte etwas eintönig wird, liegt eben in der Natur des HipHop.

Vielversprechend richtungsweisend

Da ist es das Beste, Speech einfach zuzuhören. Sie erzählt einfach und nimmt keine Posen ein, wie es die HipHop-Stars der Neunziger taten. Ihre Geschichten handeln weniger von den Irrungen und Wirrungen der Jugend als von dem Bekenntnis zum eigenen Lebensstil, von Politik und natürlich der Liebe - wobei die Sängerin schon mal hart mit sich ins Gericht geht: "I guess Im in love with my own selfishness/ And Im sittin here acting like its selflessness/ You deserve more than this" ,singt sie in "Elephant in the Living room".

Richtungsweisend und wunderschön ist das Finale des Albums: "Sun Dog" ist laut Speech der Song, an dem sie am härtesten gearbeitet hat und an dem sich alle weiteren messen werden müssen.

Ein Song über den Glauben an eine Bestimmung und eine größere Macht. Das klingt in der Tat vielversprechend.

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