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Neuer Protestmarsch in Manila

■ Gestern wurden die Opfer des Massakers vom 22. Januar beerdigt / NDF gab offiziell den Abbruch der Friedensgespräche bekannt / Offiziere sollen vor Militärgericht gestellt werden

Manila (dpa/afp) - Drei Tage vor dem Verfassungsreferendum haben gestern mehrere tausend Demonstranten haben in der Nähe des Präsidentenpalastes in Manila gegen das Massaker vom 22. Januar protestiert, das 19 Menschenleben gefordert hatte. Die Militärs hatten am 22. Januar das Feuer auf demonstrierende Bauern eröffnet, die von Präsidentin Aquino eine Landreform verlangten. Diese Opfer des „schwarzen Donnerstag“ wurden am Freitag auf Friedhöfen in und außerhalb der Hauptstadt sowie in ihren Heimatprovinzen beigesetzt. Die Demonstration war der zweite Protestmarsch, zu dem die Bauerngewerkschaft, die größte Gewerkschaftsbewegung „1. Mai“ sowie verschiedene linke Gruppen und die Kommunisten seit Dienstag aufgerufen haben. Auch am Freitag hatte das Militär auf der Mandiola–Brücke vor dem Palast eine Barrikade aus Wasserwerfern und Lastwagen errichtet. Die Demonstranten schwenkten Banner, auf denen das Massaker als ein Verbrechen verurteilt wurde. Die „Nationale Demokratische Front“ (NDF), der politische Dachverband der Kommunisten, verteilte ein Flugblatt mit der Überschrift „Unsere Hoffnungen für einen gerechten Frieden sind in Mandiola gestorben.“ Sie gab am Freitag offiziell den Abbruch der Friedensgespräche mit der Regie rung bekannt. Damit ist indirekt die Drohung verbunden, daß nach Ablauf des bis zum 7. Februar vereinbarten Waffenstillstands der bewaffnete Kampf wiederaufgenommen wird. Den Beteiligten an der Rebellion in Manila, die am Donnerstag unblutig beendet wurde, hat Präsidentin Aquino am Freitag Straffreiheit zugesichert. Ausnahmen sind offenbar ein General und mehrere Offiziere, deren Festnahme Generalstabschef Fidel Ramos dem Vernehmen nach angeordnet hat. Sie sollen wegen Meuterei vor ein Militärgericht gestellt werden und müssen im schlimmsten Fall mit der Todesstrafe rechnen.

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