: Neuer Kredit für Argentinien
■ Mit einer gemeinsamen Aktion versuchen zwölf Industrieländer, die internationale Schuldenkrise einzudämmen / US–Notenbank–Chef warnt vor „Kampfmüdigkeit“ an der Schuldenfront
New York/Buenos Aires (dpa/ afp) - Um weitere Länder davon abzuhalten, dem brasilianischen Beispiel zu folgen und ebenfalls einseitig einen Zahlungsstopp für ihre internationalen Schulden zu verkünden, sind Gläubiger wie auch internationale Finanzorganisationen jetzt zu Sonderregelungen bereit. Eine Gruppe von zwölf Industrieländern, der auch die Bundesrepublik Deutschland angehört, hat Argentinien einen überbrückungskredit von 500 Millionen Dollar gewährt. Wie das Wirtschaftsministerium in Buenos Aires am Donnerstag weiter mitteilte, soll der Kredit dem Land bis zur Zuteilung des vom Internationalen Währungsfonds zugesagten Kredit von 480 Millionen Dollar über die Runden helfen. Die Kredithilfe der Industrieländer war vom argentinischen Finanzminister Brodersohn ausgehandelt worden, der sich zur Zeit zu Umschuldungsverhandlungen in den USA aufhält. Auch die Geschäftsbanken gewähren nun Sonderkonditionen. Chile hat sich mit seinen Gläubigerbanken am Donnerstag auf ein neues Umschuldungspaket geeinigt. Es sieht jährliche statt halbjährliche Schuldendienstfristen und die Bereitstellung neuer Kredite über 440 Millionen Dollar vor. Dem Abkommen gingen Verhandlungen mit dem aus zwölf Mitgliedern bestehenden Steuerungsausschuß unter Führung der Manufacturers Hanover Bank und dem chilenischen Chefunterhändler Somerville voraus. US–Notenbank–Chef Volcker warnte kürzlich private und offizielle Geldgeber vor „Kampfmüdigkeit“ an der Schuldenfront. Vor dem Hintergrund des brasilianischen Beschlusses, auch die Zinsen auf ausländische Bankkredite nicht mehr zurückzuzahlen, sagte er: „Die Bewältigung der Schuldenprobleme Lateinamerikas und einiger anderer Entwicklungsländer ist wieder an einem kritischen Punkt angelangt.“
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