Neuer Atlas der Globalisierung: „Ungleiche Welt“: Globale Ungerechtigkeiten

Gegenwärtige Krisen und kommende Herausforderungen besser verstehen: Am 25. Oktober erscheint der neue Atlas der Globalisierung.

Atlas geöffnet

Infografik: Le Monde diplomatique

Von STEFAN MAHLKE

taz Info, 20.10.22 | Um den neuen „Atlas der Globalisierung“ zu preisen, sei es mal so formuliert: Schauen Sie sich allein die Grafikdoppelseite zum ersten Kapitel an.

Dort begegnet Ihnen China als der gegenwärtig größte Emittent von CO2. Lange Zeit jedoch, und zwar über 100 Jahre lang, haben die USA am meisten von dem klimawandelbegünstigenden Treibhausgas in die Atmosphäre verbracht. Heute noch emittieren die Vereinigten Staaten von diesem „Stoff“ mehr als Afrika und Lateinamerika zusammen.

In sechs Kapiteln über die Klimakrise, ungelöste Konflikte, Finanzen, Ressourcenverbrauch, Gesundheitspolitiken und Ernährung schaut der neue Atlas der Globalisierung auf unsere ungleiche Welt. 176 Seiten, über 300 Karten und Grafiken, 22 Euro. Bestellbar unter: atlas-der-globalisierung.de

Mit anderen Worten: Die Klimakrise trifft alle, aber nicht alle gleich. Wenn es mit dem Klimaschutz so weitergeht wie bisher, sind in 50 Jahren weite Gebiete in Afrika und am Amazonas nahezu unbewohnbar.

Selbst im Sterben nicht gleich

Allein diese krassen Unterschiede bestätigten uns in der Redaktion von Le Monde diplomatique, dass sich ein gründlicher Blick auf die Ungleichheiten in der Welt lohnt.

Der Titel für die neue „Atlas“-Ausgabe, politisch sprechend: „Ungleiche Welt“, war schnell gefunden, auch wenn nicht jeder Text und nicht jede Grafik sich dieser Überschrift fügen.

So können Sie im „Atlas“ nachlesen, wie die erste Impfung der Welt die Menschheit von den Pocken befreite oder auch im Kampf gegen Polio enorme Erfolge erzielt wurden. Dennoch sind wir selbst im Sterben nicht gleich: In Afrika zum Beispiel sind Durchfallerkrankungen immer noch die häufigste Todesursache.

Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit

Außerdem: Wenn in gut drei Wochen bei der Fußball-WM in Katar der Ball rollt, wissen alle, dass die Fußballstadien von Ar­beits­mi­gran­t:in­nen gebaut wurden. Aber nicht nur für die Infrastruktur der Fifa-Spiele schuften ausländische Arbeitskräfte: 99,5 Prozent der Berufstätigen im Emirat überhaupt sind Ausländer:innen. In den übrigen Golfstaaten sieht es ähnlich aus, auch dort machen die Arbeit die anderen. Hierzu mehr und vieles weitere findet sich im neuen „Atlas“.

Etwa auch ein politischer Fakt, der Alltägliches in unseren Leben berührt: Falls Sie denken, Secondhand-Klamotten lieferten einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit, wo doch das größte Übel der Modeindustrie die Überproduktion ist, täuschen Sie sich. Die Kleidermenge steigt trotzdem immer weiter und der Abfall ebenso.

Warum das so ist, können Sie übrigens am 24. Oktober bei der Vorstellung des neuen „Atlas“ erfahren, um 19:30 Uhr live in der taz Kantine. Dann diskutieren die Autorin Brigitte Werneburg und der Modedesigner Max Gilgenmann über Deutschland als größten Altkleiderexporteur, zu lasche Umweltvorschriften und warum keine Mode auch keine Lösung ist.

Atlas in französischer Broschur

Apropos Mode: Weil wir immer überlegen, wie wir den „Atlas“ noch schöner, noch prägnanter machen können, kommt er erstmals in französischer Broschur daher. Sie können also den Umschlag aufklappen und schauen, wie die Welt nach Einkommen sortiert wird und warum beim Happy Planet Index Costa Rica an der Spitze steht.