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Neuer Anlauf zur Beilegung der Golfkrise

Bagdad/Washington (ap/afp/adn) Der Vorschlag des marokkanischen Königs Hassan, einen arabischen Krisengipfel zur friedlichen Beilegung der Golfkrise einzuberufen, löste offenbar neue diplomatische Bemühungen aus. Gestern reiste der erste stellvertretende Ministerpräsident des Irak, Ramadhan, mit einer Botschaft von Saddam Hussein nach Rabat.

Nach Angaben der Bagdader Nachrichtenagentur 'Ina‘ thematisiert diese die Gefahren, die der arabischen Nation aus der „großen Verschwörung erwachsen, die die Anwesenheit von US- und Nato-Streitkräften in Saudi-Arabien mit sich bringt“. Der Irak unterstütze jede arabische Aktion, die der arabischen Sache diene, sagte Ramadhan vor seiner Abreise. Präsident Saddam Hussein werde an dem vorgeschlagenen Gipfel teilnehmen, wenn die irakischen Vorstellungen über Tagungsort und Tagesordnung berücksichtigt würden. Dabei müßten die arabischen Führer aber, fuhr Ramadhan fort, alle Probleme „ohne ausländischen Druck“ erörtern.

Ebenfalls gestern reiste der ägyptische Präsident Mubarak überraschend nach Libyen. Im Mittelpunkt der Gespräche mit Gaddafi steht der Vorschlag zum arabischen Golfgipfel. Ägyten und Libyen verurteilen die Okkupation Kuwaits. Doch während Ägypten sich an der internationalen Streitmacht in Saudi-Arabien beteiligt, lehnt Libyen dies ab.

Bereits am Montag abend haben die USA einen militärischen Beobachtungssatelliten über der Golfregion stationiert. Der Satellit soll Raketenbewegungen registrieren. Ein weiterer Satellit soll noch in dieser Woche mit der Raumfähre Atlantis in Position gebracht werden.

US-Präsident Bush sieht sich offenbar gezwungen, auf wachsende innenpolitische Kritik an seiner Golf-Politik zu reagieren. Am Dienstag teilte Bush mit, er strebe „eine Zusammenarbeit mit dem Parlament an“. Wenn Bush, so erklärte indes der demokratische Senator Moynihan, seine Präsidentschaft sterben lassen wolle, betreibe er das am Golf sehr zielstrebig.

Der Golfanrainer Bahrein trifft offensichtlich Vorbereitungen, um gegen einen möglichen Kriegsbeginn gerüstet zu sein. Sieben Luftwarnstationen wurden in dem Kleinstaat eingerichtet. Die Regierung startete gleichzeitig eine Kampagne, um die Bevölkerung über kriegsangepaßtes Verhalten zu instruieren.

Mochtaschemi, Ex-Innenminister des Iran, meinte für den Fall, daß es zu einem Krieg am Golf kommen sollte: „Wir werden nicht Zuschauer bleiben. Wir müssen die Hisbollah und unsere Kämpfer darauf vorbereiten, einen langen Krieg gegen die Feinde innerhalb und außerhalb der Region zu führen. Sollten wir uns aus allem heraushalten, wäre es nur natürlich, wenn die Revolution und unsere Grenzen in Gefahr geraten.“

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