Neue Webseite über Wikileaks-Betreiber: Offen wie Nordkorea
Die Whistleblower-Seite hat nun ihre eigene Whistleblower-Seite: Wikileakileaks.org veröffentlicht Dokumente rund um Wikileaks. Für den Initiator dürfte es in erster Linie ein PR-Gag sein.
Julian Assange, Mitgründer und das Gesicht von Wikileaks, findet Frauen, die in einem Gewitter stehen, anziehend. Außerdem plante er im Spätherbst 1998 eine Weltreise, unter anderem mit Stationen in London, Berlin, Helsinki, Moskau inklusive einer Weiterfahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn.
Das alles steht im Internet. Auf wikileakileaks.org, einer recht neuen Webseite, die mit dem Whistleblower-Dienst Wikileaks das tut, was Wikileaks mit dem Rest der Welt tut: mehr oder weniger geheime Dokumente öffentlich und anonym ins Netz zu stellen, unter anderem Assanges Einträge in der Mailingliste Cypherpunks aus den Jahren 1995 bis 2002. Neben eher harmlosen Informationen will Wikileakileaks auch Dokumente zu den Vergewaltigungsvorwürfen sammeln und verbreiten, die derzeit in Schweden gegen Assange erhoben werden - und die dieser bestreitet sowie zwischen den Zeilen als "Sexfalle" von politischen Gegnern bezeichnet.
Dahinter steckt gawker.com, ein recht krawalliger Blog, der sich sonst um New Yorker Celebrity- und Mediengossip kümmert. Auch Gawker veröffentlicht ab und an geheime Dokumente - anstelle von Afghanistanenthüllungen aber Nacktvideos von Sportmoderatorinnen.
Geht es um eine Frau?
Die Intention hinter Wikileakileaks dürfte denn wohl auch in erster Linie PR für Gawker, ein voyeuristisches Interesse an der Person Julian Assange und Spaß an der Satire sein. Dennoch trifft die Seite den wunden Punkt von Wikileaks: Wie kann eine Institution offensiv weitestmögliche Transparenz einfordern, selbst aber "so offen sein wie Nordkorea" (gawker.com) - egal ob es um Mitarbeiter geht, um die Finanzierung oder um die Frage, welche Dokumente eigentlich nach welchen Kriterien als relevant und valide eingeschätzt werden? Ist das nicht bigott oder zumindest paradox? Selbst wenn es wegen des dringend angebrachten Informantenschutzes wohl keine andere Möglichkeit gibt.
Vielleicht ist Wikileakileaks aber auch bloß die persönliche Rache eines Gawker-Mitarbeiters an Assange. Geht es am Ende um eine Frau? Neid? Schmutzige Wäsche? Um diese Fragen zu klären, muss die Welt wohl auf wikileakileakileaks.org warten.
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