piwik no script img

Neue Terror–Strategie in Chile

■ ai–Bericht über die Zusammenarbeit zwischen paramilitäritschen Kommandos, Armee und Polizei

Bern (ap) - Die Gefangenenhilfsorganisation amnesty international (ai) hat der chilenischen Regierung vorgeworfen, die politische Opposition verstärkt mit einer „neuen Strategie des Terrors“ zu bekämpfen. In den letzten Jahren seien die Sicherheitskräfte zunehmend dazu übergegangen, Regierungsgegner durch paramilitärische Kommandos mit gewaltsamen Übergriffen zu terrorisieren, heißt es in einem am Mittwoch in Bern veröffentlichten Bericht von ai über die aktuelle Menschenrechtssituation in Chile. Amnesty führt die neue Repressionswelle auf den wachsenden Protest gegen die Militärjunta von General Augusto Pinochet zurück. Nach den Erkenntnissen von ai haben seit 1983 vor allem Kirchenleute, Menschenrechtsaktivisten, Mitglieder verschiedener Oppositionsgruppen und deren Angehörige wieder vermehrt mit Entführung, Folterung und Ermordung zu rechnen. Als „neue Strategie des Terrors“ bezeichnet ai die Zusammenarbeit zwischen den geheimen paramilitärischen Kommandos und den regulären Ordnungskräften, die die Menschenrechtsorganisation trotz gegenteiligen Beteuerungen der Militärregierung für bewiesen hält. Es gebe zahlreiche, zum Teil gerichtlich gesicherte Beweise für diese Zusammenarbeit, heißt es in dem Bericht. Die Kommandos könnten unbehelligt operieren und hätten Zugang zu Informationen über ihre Opfer, die normalerweise nur beim Staatssicherheitsdienst erhältlich seien. Zudem seien die chilenischen Gerichte kaum willens oder fähig, gegen die Verantwortlichen für die schweren Menschenrechtsverletzungen strafrechtlich vorzugehen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen