■ Neue Strategie im Weltwirtschaftskrieg: Um 5.40 Uhr wackelte der Standort Deutschland: Rumpel! Japanisches Erdbeben terrorisiert Sachsen-Anhalt
Tokio/Halle (taz) – Um 4.37 Uhr (MEZ) bebte Tokio. Ein Erdstoß der Stärke 6,6 erschütterte die japanische Hauptstadt. Hochhäuser schwankten, Flughäfen und Autobahnen wurden geschlossen. Allerdings: Es gibt keine Berichte über Schäden oder Verletzte. Eine Warnung vor Flutwellen wurde nach nicht einmal einer Stunde vom japanischen Meteorologischen Dienst schon wieder aufgehoben. Und: Nach Angaben der Behörden brach keine Panik aus. Gefaßt und mit asiatischer Ruhe blieben die Japaner auf ihren Futons liegen – als wären sie vorbereitet gewesen.
Und dann das: Fast genau eine Stunde später wackeln in Halle die Wände. Ein Erdbeben. In dieser Gegend. Stärke 4,8. Eierbecher fallen vom Frühstückstisch, Haustiere beißen in Panik ihre Besitzer, Hausaufgaben von Kindern verschwinden spurlos. Hält die Platte? Die Menschen stürzen auf die Straßen, kaufen verwirrt zu viele Brötchen ein. Fremde klammern sich aneinander. Nachbarn wecken sich gegenseitig. Dann ist der Spuk vorbei. Doch viele fragen sich: Warum jetzt? Warum hier? Warum 4,8? Angst geht um in Sachsen-Anhalt.
Um die Mittagszeit dann die Erklärung: Ein Gebirgsschlag soll das Erdbeben ausgelöst haben. In der Kaligrube Teutschenthal sei ein Hohlraum zusammengebrochen. Merkwürdig?
Ja. Japan will Wirtschaftsmacht Nummer eins sein. Doch dagegen stehen immer noch die Exportzahlen Deutschlands. Made in Germany, das ist Garantie für Qualität. Das weiß man hierzulande und in aller Welt. Die deutsche Industrie setzt auf fairen Wettkampf. Die Japaner nicht. Ihr Erdbeben ist angeblich unter dem Meeresboden entstanden. Aber es kam nach Halle, wo Menschen harte und ehrliche Arbeit leisten. So haben wir uns die Globalisierung nicht vorgestellt. Carola Rönneburg
Fotos: epd, Kyodo; Gewackel: taz
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