Neue Platten : Wenn sich die Welt auf das Sofa verengt, kann man gut The Kat Cosm hören. Und dann bei Robert Lippok mit den Zehen wackeln
Schneeflocken zum Beispiel. Schauen sich so schön. Auf der Hand schmelzen sie schnell. Noch hübscher die Eisblumen am Fenster, Zauberwelt einer geheimnisvoll sich ineinander schiebenden Struktur. Eisblumen aber gibt es gar nicht mehr in unserer Wirklichkeit mit Zentralheizung und Doppelfenstern. Sie werden nur noch künstlich hergestellt, für die Lebkuchenwerbung. Oder als Musik. Womit man endlich bei der neuen Platte von The Kat Cosm wäre, „Knightboat“, erste Koproduktion der beiden Fein-Labels Staubgold und Klangkrieg. Ein Minialbum mit einer Hand voll hingezauberter und hingezischelter Lieder von Jana Plewa und Sebastian Skalei. Klavier, Gitarre, Fender Rhodes, eingeschlagen in elektronischem Geschenkpapier, dass es einem ganz teestubenwarm ums Herz wird. An Musik von Kevin Ayers bis zu Portishead darf man hier denken, ein weites Spektrum, offener Horizont. In Wahrheit aber reicht die Musik von Kat Cosm genau von der Sofakante links bis zur Sofakante rechts. Alles eingesperrt im Wohnzimmer. Dabei dürfte man noch nicht einmal in schlecht gelaunter Stimmung einfach Kitsch dazu sagen. Doch stumpfen Punkrock hören will man hinterher schon. Jedenfalls versteht man nach solchen Platten den Wunsch von Bands wie Surrogat besser, einfach mal den Mopedfahrer aus sich herauszulassen und mit Metal zu spielen (was aber die gleiche Verdruckstheit anders herum ist). Doch zuerst will die Neue von Robert Lippok weggehört werden: „Falling into Komëit“, ein Remix-Album von Komëits „Falling into Place“, wo auch nicht gerade ein Hackklotz aufgestellt ist und bestimmt kein Richtblock, weil der Mann von To Rococo Rot sehr sorgfältig mit dem Material umgeht und das Zarte zart belässt. Zartcore. Die Marke von Komëit, denen man zugute halten muss, dass sie sich nicht mit der Gemütlichkeit gemein machen. Zu zäh, auch träge die Lieder. Und Lippok muss man zugute halten, dass er sich darum kümmert und trotzdem die Schickness der Clubmusik behutsam drum herum gruppiert. Wenn sich die Lieder zu melancholisch blähen, tröstet ein trockener Beat. Eine angenehm die Zehen kraulende Musik, mit der man es sich in jeder Lounge gemütlich machen kann. Hier ’ne Punkrockplatte hinterher wäre eine unziemliche Grobheit. Besser, einfach mal stillzuhalten. Keine Musik. Komisches Paradox: Clubmusik als Anti-Club. Die Platte steht ab 1. März im Laden, Release-Party am kommenden Donnerstag im Café Moskau. THOMAS MAUCH