Neue Platten : Kevin Blechdom lässt es am Banjo krachen
Wieder so eine überkandidelte Stimme, an die man sich wohl in nächster Zeit gewöhnen muss. Ein Banjo-Wahnsinn. Vaudeville-Irrwitz. Wildes Nashville-Stampfen und dazu Lieder wie kleine Kindergebete. Hü Heuboden und hott mit Laptop-Foltern. Also Edmund Stoibers finsterste Träume, die den Namen Kevin Blechdom angenommen haben. Dahinter steckt bürgerlicher Kristin Erickson, in Florida ist sie geboren, längere Zeit trieb sie sich nach Zwischenstopp in Austin/Texas in San Francisco herum. Jetzt eben in Berlin. Eine Streunerin. Auch musikalisch. Ihre aktuelle Platte „Bitches Without Britches“ (erschienen im Hause Chicks on Speed Records) ist bestimmt nichts zum Ruhig-auf-dem-Sofa-Absitzen. Die Ohren sollten hier schon ein wenig mitarbeiten. Wer also Musik nur gemütlich mag: Es gibt doch auch diese netten, kuschelweichen Loungejazzsängerinnen, bitte sehr, gern geholfen, und tschüss. Aber wirklich: Dieses herrlich hysterische Gezicke von Kevin Blechdom, dieser rummelplatzige Can-Can-Tingeltangel, kann heftig an den Nerven zerren – so wie das Jad Fair auch machte, wie Bongwater und überhaupt die ganzen überdrehten Kramer-Produktionen. Dafür hat man was davon. Was zum Knabbern für die Ohren.