Neu in der Schauburg: Reise der Hoffnung

“Ins Paradies hinter dem Berg“ will der Türke Haydar mit seiner Frau und dem siebenjährigen Sohn reisen: in die reiche Schweiz, die auf der Postkarte, die wie eine Reliquie in Ehren gehalten wird, auch wenn sie von einer Ziege angeknabbert wurde, so schön, sonnig und sauber aussieht. Auf diesem Berg, im nächtlichen, lebensgefährlichen Schneegestöber, kommt es zum dramatischen Finale ihrer illegalen Reise, die der schweizer Regisseur Xavier Koller als Odyssee voller Schwierigkeiten und Verluste inszeniert hat.

Koller war „sehr betroffen“ von einer Zeitungsmeldung, und aus diesem Impuls heraus entstand der Film. So ähnlich entstanden schon viele langweilig lamentierende Filme, die unter der eigenen vermeintlichen Bedeutung zusammenbrachen und das Etikett „Europäisches Betroffenheitskino“ zu einem Kassenkiller machten.

Um so erstaunlicher ist es, wie souverän Koller alle Untiefen dieses Genres umschifft. Er erzählt einfach und mit den Mitteln des Spannungs- und Gefühlskinos, ohne dabei rührselig zu werden oder in die gängigen Klischees zu verfallen. Weder die Schlepper, die den Türken das wenige Geld aus der Tasche ziehen, noch die schweizer Zollbeamten, die Jagd auf sie machen, werden dämonisiert.

Die Geschichte bleibt immer glaubwürdig, und dank einer türkischen Co-Autorin und der guten Schauspieler, deren Sprachenwirrwarr aus Türkisch, Italienisch und Schwyzerdeutsch zum Glück nicht wegsynchronisiert wurde, wirken die Szenen im kar

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das Foto von der

Kleinfamilie

Die Reise der Hoffnung

gen anatolischen Dorf real und überzeugend wie die in der Schweiz aufgenommenen Sequenzen. Koller hat ein gutes Gespür dafür, Stimmungen durch Landschaften oder das Wetter zu vermitteln, und auch die elegische Musik von Jan Garbarek, Terje Rypdal oder Egberto Gismonti trifft genau den tragischen Grundton, der die Geschichte bestimmt.

Daß „Reise der Hoffnung“ den Oscar für den besten nichtamerikanischen Film gegen die Konkurenz von „Cyrano von Bergerac“ erhalten hat, läßt sich wohl nur durch die merkwürdige Pressekampagne gegen Gerard Depardieu erklären, aber angesichts dieser Ehrenrettung der „Betroffenheit“ war es auch kein peinliches Fehlurteil. Wilfried HippenSchauburg, 16.30, 21.00 Uhr