Neu im Kino :
„Timbuktu“ geht von einem aktuellen Konflikt aus: Die titelgebende malische Stadt war 2012 in die Gewalt islamistischer Rebellen geraten; einige Monate später konnte sie zwar von Regierungstruppen (mit französischer Unterstützung) befreit werden, aber der Konflikt schwelt weiter. Der Regisseur Abderrahmane Sissako hat aus der zeithistorischen Episode keinen Bürgerkriegsfilm gemacht, auch keinen Politthriller, sondern eine vielstimmige Allegorie, die von der langsamen Ermüdung einer Gesellschaft erzählt. „Timbuktu“ entwirft dabei kein aktivistisches Gegenprogramm gegen den radikalen Islam, gibt keine Handlungsanweisungen, die man lediglich korrekt umzusetzen bräuchte, damit alles wieder gut wird. Allerdings fühlt sich der Film längst nicht so pessimistisch an, wie man nach einer Inhaltsangabe vermuten könnte. Sissakos Kino zielt nicht auf die politische Tat, sondern auf die Schärfung der Wahrnehmung: „Timbuktu“ insistiert, dass das Leben, das soziale wie das natürliche, sich niemals widerstandslos den rigiden Regelsystemen der Islamisten fügen wird; dass es, wenn man nur genau genug hinschaut, Wege finden wird, sich zu entfalten. in 6 Kinos