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■ Neu im Kino:Peter's Friends

Neu im Kino:

Peter's Friends

Bei dem aktuellen Kinoprogramm ist man schon dankbar für kleine Freuden — wie etwa die gemütlich, amüsante Grundstimmung dieser kleinen Komödie über sechs sehr englische Freunde, mit der das von den Medien hochgeputschte „Regiewunder“ Kenneth Branagh („Henry V“, „Dead Again“) geschickt die hohen, in ihn gesteckten Erwartungen unterlaufen hat. Nach diesem recht konventionellen Film wird ihn wohl kaum noch ein Kritiker durch Vergleiche mit Orson Welles belästigen.

Nach zehn Jahren treffen sich einige alte Freunde aus Universitätszeiten in einem idyllischen Landhaus und machen eine Bestandsaufnahme darüber, wie sich ihre Träume, Persönlichkeiten und Beziehungen entwickelt haben. Da gibt es Auseinandersetzungen, vertrauliche Gespräche, erotische Verwicklungen und neben viel deftig englischem Essen auch einige sehr gut plazierte Pointen. Branagh spielt einen Drehbuchautor, der nach Hollywood gegangen ist und dort die Hauptdarstellerin einer von ihm geschriebenen Seifenoper geheiratet hat. Rita Rudner ist in dieser Rolle richtig schön zickig. Oskarpreisträgerin Emma Thompson hat ebenfalls eine Paraderolle als schüchterne Verlegerin, die sich so unattraktiv anzieht, daß „neben ihr Mutter Theresa wie eine Hure aussieht“ und dennoch mit absurder Verzweiflung nach einem Liebhaber sucht. Ein Ehepaar versucht den Tod ihres Kindes zu überwinden, ihre Szenen geben dem Film einige Augenblicke von erstaunlicher emotionaler Tiefe.

Branaghs Auftritt als Betrunkener ist dagegen nur unangenehm sowie heillos „overacted“, und manchmal hätte man sich durchaus einige etwas originellere Regieeinfälle gewünscht. Jedesmal wenn zum Beispiel der Soundtrack mit einem etwa drei Jahre alten Hit aus den Top 40 anschwillt, weiß man, daß wieder eine recht dröge geschnittene Montage ansteht, die zeigt, was den gerade alle so im Hause machen.

Fast alle Schauspieler sind tatsächlich gute alte Freunde, und man merkt deutlich, daß die familiäre Athmosphäre unter ihnen mehr als nur gespielt ist. Aber gerade weil der Film oft so sympathisch, geistreich und charmant wirkt, wünscht man sich, er wäre etwas besser geworden. Wenn sich der Verdacht einschleicht, die Schauspieler hätten bei den Dreharbeiten mehr Spaß gehabt als der Zuschauer im Kino, dann hat es sich der Regisseur wohl ein wenig zu bequem gemacht. Wilfried Hippen

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