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Neu im CinemaDer dulle Carl heiratet

■ Kein Liebesfilm, aber Happy End, kein Horror, aber eklig

Wenn einer schon Carl heißt und heimlich säuft, aber kein Geld hat... Was macht so einer im weihnachtlich sonnigen Australien? Er schläft lange, lebt in einer Müllwohnung und hofft, daß seine nervige Mutter nicht auftaucht. Pech gehabt, Carl. Die alte Zimtziege kommt doch und bringt noch mehr durcheinander.

Der australische Kinofilm Death in Brunswick, den deutschen Titel Gesellschaft für Mrs. Di Marco vergessen Sie lieber schnell, fängt eigentlich ganz lustig an. Carl (Sam Neill) sucht sich nämlich einen Job in der Souterrain-Küche einer Diskothek. So etwas ekelhaftes haben wir zuletzt nur im belgischen Film Delikatessen gesehen. Überall Gammel und Kakerlaken. Die Küchenhilfe Mustafa dealt, der griechische Besitzer ist ein mieser Ausbeuter und Rausschmeißer Laurie ein brutales Schwein. Ein Arbeitsplatz zum Wohlfühlen also ist das für den total verklemmten Carl, der mit seinen 34 Jahren vor Menschenangst fast in die Hose macht.

Aber da ist ja noch die neunzehnjährige Sophie, Tochter zypriotischer Eltern. Die findet Carl sehr besonders und schläft mit ihm. Carl verliebt sich in Sophie, aber das soll er nicht. Erstens, weil der Disko-Besitzer Sophie heiraten will und zweitens, weil Carl zwischen alle Fronten gerät.

Es ist wirklich nicht ganz leicht, die diffuse Handlung des dritten abendfüllenden Spielfilms von John Ruane zu begreifen. Der Australische Regisseur hat sich da etwas übernommen. Ein Liebesfilm ist es nicht, auch wenn Carls Sehnsucht nach Sophie die Handlung manchmal zu bestimmen scheint. Ein Kriminalfilm ist es auch nicht ganz, trotz der Küchengabel, die Carl dem armen Mustafa todbringend in den Bauch rammt. Und ein Horrorfilm ist dem Regisseur auch nicht gelungen. Die Szene, in der Carls Freund einer exhumierten Leiche den bereits verwesten Corpus plattstampft, ist zwar ekelerregend, macht aber noch keinen Genrefilm aus.

Was ist Death in Brunswick also? Das weiß wohl nur John Ruane selbst. Die Geschichte vom getriebenen Carl, der andauernd was auf's Maul kriegt und sich nie wehrt, endet wenigstens im Happy-End. Da haut Sophies Vater dem dullen Carl eine Breitseite auf die Nase, und hinterher wird geheiratet. Die spinnen, die Aussies. J.F.Sebatian

Cinema, tgl. 20.45 Uhr

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