Netzaffine voll des Lobes: Neues Tor zur Datenwelt
Neue Website bietet frei zugängliche, maschinenlesbare Datensätze von B wie „Bevölkerung“ bis W „Wirtschaft und Arbeit“.
Hamburg macht seine Datensammlungen im Internet zugänglich. Unter www.daten.hamburg.de stehen Datensätze erstmals nach Themen gebündelt und in leicht zugänglicher Form zur Verfügung. Die Daten dürfen kostenlos weiterverarbeitet werden. Damit ergeben sich für Bürger ganz neue Informationsmöglichkeiten. Der Senat erhofft sich außerdem, dass findige Unternehmer auf Basis der Daten einen Haufen neuer Apps – Miniprogramme für internetfähige Telefone – erfinden. „Das ist erstmal ein Schritt in die richtige Richtung“, kommentiert Markus Beckedahl von dem Blog www.netzpolitik.org, das sich für Freiheit und Offenheit im digitalen Zeitalter einsetzt.
In dem neuen Open-Data-Portal können nach Auskunft der Finanzbehörde derzeit 70 Datensätze abgerufen werden: zum Bevölkerungsstand, zur Geografie, den Schülerzahlen, dem Verkehr. Neu ist, dass die Datensätze mit einfachen Programmierkenntnissen verknüpft und nutzbar gemacht werden können. „Wir stellen Daten zur Verfügung, damit Dritte daraus etwas Sinnvolles machen können“, sagt Behördensprecher Daniel Stricker.
Als Beispiel für die Möglichkeiten nennt die Finanzbehörde die App „Nette Toilette“ in Bremen, einer Vorreiterin in Sachen Open Data. Wer dringend seine Notdurft verrichten muss, kann sich damit anzeigen lassen, wo sich die nächste öffentliche Toilette befindet. Die Handelskammer, die mit dem Open-Data-Portal eine ihrer Zukunftsforderungen eingelöst sieht, nennt als Beispiel Wien, wo mit Hilfe der öffentlichen Daten eine Reiseführer-App entstanden sei.
Beckedahl von Netzpolitik.org hofft, dass das Angebot nur ein Anfang ist. „Man muss sehen, ob auch die spannenden Daten online gestellt werden“, sagt er. Der Blogger illustriert die Möglichkeiten mit einer Familie, die eine günstige Wohnung sucht und ein Kind mit einer Nickelallergie hat. Verknüpft sie den Mietenspiegel mit den Geodaten zur Nickel-Belastung, weiß sie, wo sie suchen muss.
Kirsten Wohlfahrt vom Netzwerk Government 2.0 (www.gov20.de) versteht das Portal als Teil eines Kulturwandels. „Die Öffnung gegenüber Systemen, die nicht die eigenen sind, bedeutet einen Paradigmenwechsel für eine Verwaltungskultur, die vom Grundsatz geprägt ist, dass Informationen unter Verschluss gehalten werden“, schreibt sie. Der taz gegenüber äußerte Wohlfahrt die Hoffnung, dass der bessere Zugang zu Informationen dazu führe, dass Bürger sich besser beteiligen und Ideen einbringen können.
Mit dem Portal erfülle der Senat bereits heute einige Vorgaben des erst bis Sommer 2014 umzusetzenden Transparenz-Gesetzes der Bürgerschaft, teilte Thomas Michel, der Landesvorsitzende der Piratenpartei mit. Bis dahin muss der Senat ein Informationsregister aufbauen, über das Bürger die Dokumente zu Verwaltungsvorgängen aufrufen können. Hier geht es also vorwiegend um Akten zu bestimmten Vorgängen, während es beim Open Data Portal um allgemeine Karten und Statistiken geht.
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