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Archiv-Artikel

taz-zwei-ethikrat Neonazikofinanzierung

Darf man eine Putzfrau beschäftigen, deren Entlohnung dazu beiträgt, ihren Partner, einen Neonazi, mitzufinanzieren?

Solche Fälle sind verzwickt – ethisch sind sie leider nie restlos im Hinblick auf ein gutes Gewissen zu klären. Ein anderer Fall lag so, dass ein Dienstleistungsnachfrager seine Putzleute nie loben konnte, denn pries er ihr akkurates Tun, antworteten sie mit dem Wunsch nach Erhöhung der schwarz gezahlten Gage. Obendrein wurde dieser Leser nie das Gefühl los, mit seinem Geld die paramilitärischen Aktivitäten der kosovo-albanischen UÇK zu finanzieren. Das Dilemma wurde gelöst mit der Beendigung des Arbeitsverhältnisses, als das seniorenmigrantische Putzpaar unangekündigt ein halbes Jahr Auszeit für eine Reise zu den zahllosen Kindern in den USA und Schweden nahm.

In dem Fall der jungen Putzkraft aus dem Mecklenburgischen liegt es anders: Zahlt man ihr, wie bislang geschehen, 20 Euro für drei Stunden (ohne Bügeln), ist ohnehin nur schwer fantasierbar, wie aus diesem kargen Lohn ein in den kampfeslustigsten Säften seiner wenigen Lebensjahre stehender neonazistisch Jungkader durchgefüttert, erst recht eine durch ihn begründete Bewegung ins Leben gerufen oder am Leben gehalten werden kann. Die Lösung, der jungen Frau gar nichts zu zahlen, würde diese Querfinanzierung übelsten politischen Tuns natürlich austrocknen – andererseits wäre die Arbeitgeberin, eine hartgesottene Ökoaktivistin, sofort eine Sklavenhalterin.

Das wird sie nicht wollen – wer will schon so mies dastehen, zumal vor sich selbst? Andererseits hält sie auch nichts von pädagogisch anmutenden Ratschlägen, etwa: „Mädchen, was vergeudest du deine Zeit und dein Geld mit so einem Mann? Übles Geschmeiß, der!“ Oder, in der tantenhaften Variante: „Ich meine es doch nur gut mit dir!“ Nein, als gute Tochter (oder Nichte), als die sie mal renitent war, weiß sie, dass Tipps solchen Zuschnitts immer nach hinten losgehen können: Die Putzfrau brächte es dann wohl von der in einen Neonazi Verliebten zu einer echten Nazibraut. Die dann irgendwann mal sagt: „Ich war eigentlich keine Nazisse, aber meine Arbeitgeberin war so blöde ökotussig. Ich hatte keine Wahl!“

Der beste Weg scheint uns, aus der Putzgage kein Antifadogma zu machen. Hauptsache, die wischt gut die Böden, entfernt den Staub von den Regalen – und reinigt das Klo von Bräunlichem: Das darf man von einem sauberen deutschen Mädel, das seine Finger vom Neonazi nicht lassen möchte, doch wohl erwarten!