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Neonazi-Treffen am Hess-Grab

■ Pilgerstrom bislang ruhig / 300-400 Rechtsextremisten wollen Samstag nach Wunsiedel kommen

Der Pilgerstrom von Rechtsextremisten zur Grabstätte von Rudolf Hess im bayerischen Wunsiedel hat sich bislang ruhig verhalten. Für den morgigen Sonnabend haben sich allerdings 300 bis 400 Neonazis aus der gesamten Bundesrepublik anläßlich des einjährigen Todestages von Hess in der 10.000 -Einwohner-Stadt angekündigt.

Das Landratsamt Wunsiedel hat Anfang der Woche für die Zeit von Mittwoch, null Uhr, bis zum Sonntag, 24 Uhr, alle Versammlungen im Ort und an dem benachbarten sogenannten Schlageterfelsen untersagt. Dagegen hat jetzt Berthold Dinter aus dem westfälischen Rheda-Wiedenbrück über den bekannten Hamburger Neonazi-Anwalt Jürgen Rieger beim Verwaltungsgericht Bayreuth Widerspruch eingelegt. Heute soll dort darüber entschieden werden. Sowohl Dinter wie auch das Landratsamt können, je nach Entscheidung in Bayreuth, den Weg zum Verwaltungsgerichtshof nach München einschlagen.

Dinter, NPDler, ist Herausgeber der rechtsradikalen Zeitschrift 'Wehr dich‘. Sie hat nach eigenen Angaben eine Auflage von 2.900 Exemplaren. Er hat in dem Organ einen Schweigemarsch in Wunsiedel angekündigt und diesen dort auch selbst angemeldet. Auch die Wiking-Jugend will in Wunsiedel erscheinen.

Bis gestern verzeichnete die Polizei insgesamt 17 vorläufige Festnahmen. Beschlagnahmt wurden dabei eine verbotene sogenannte „Keltenkreuzfahne“ sowie rechtsextremistische Aufkleber und T-Shirts. Noch bis Sonntag, so hatte die Polizei angekündigt, will sie in Wunsiedel massiv präsent sein.

An der Hess-Grabstätte gab es im vergangenen Jahr schwere Ausschreitungen von über 100 Neonazis mit der Polizei. Erst am 17.März ist Hess heimlich in Wunsiedel im Familiengrab bestattet worden. Die Grabstätte ist seither ständig mit Blumen geschmückt. Vor drei Monaten kündigte Michael Kühnen in Wunsiedel an, daß der Ort in Zukunft nicht mehr zur Ruhe kommen werde.

B.Ohne

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