Necdet Savural, Kommunalpolitiker : Demokrat, nicht Christ
■ 58, ist deutsch-türkischer Unternehmer aus Brackel. Bei den niedersächsischen Kommunalwahlen tritt er für die CDU an.
Am 11. Dezember letzten Jahres staunten die Gäste des türkischen Lokals Dergah in Hamburg nicht schlecht. Soeben war eine Großgruppe von dreißig Personen eingetreten. Die Männer allesamt in Uniformen, die Frauen in Abendkleidern. Aus dem ersten Schock wurde ein rauschendes Fest. Verantwortlich dafür war Necdet Savural, der damalige Schützenkönig in Brackel.
„Das war der schönste Abend meines Lebens“, sagt Savural. Als Brackeler Schützenkönig war Savural mit seinen deutschen Kollegen beim Königsball der Schützen in Hamburg und wollte nach der Veranstaltung etwas Neues ausprobieren „Es gibt auf beiden Seiten so viele Vorurteile. Dagegen haben wir etwas getan. Wir tanzten gemeinsam bis morgens um halb sechs zu türkischer Musik“, sagt er.
Sein Amt als Schützenkönig hat Savural am 10. Juli abgegeben. Nun strebt er ein neues Amt an. Er tritt bei den niedersächsischen Kommunalwahlen am 11. September als CDU-Spitzenkandidat für den Harburger Kreistag an. „Typisch CDU“ lautet das Motto der Wahlkampagne. Gemeinsam mit CDU-Ministerpräsident David McAllister grüßt Savural landesweit von Wahlplakaten. Das „C“ im Parteinamen trifft dabei auf ihn zumindest im Wortsinn nicht zu. Er ist Muslim und feiert momentan den Ramadan. „Für mich ist das C nicht für Christen reserviert“, sagt er.
Savural hat in Deutschland sein Glück gefunden. Vor 41 Jahren kam er als Gastarbeiter ins pfälzische Ramstein, lernte dort seine Frau Ursula kennen, mit der er seit 39 Jahren verheiratet ist. „Es wird Sie überraschen, aber ich habe nur eine Frau“, sagt er lachend. Seit 1991 lebt er in Brackel bei Hamburg und hat dort ein Unternehmen aufgebaut, dass er mit seiner Frau, Sohn und Tochter führt. Politisch versteht er sich insbesondere als Vertreter der MigrantInnen. „Ich will ein Signal setzen und der jungen Generation mit Migrationshintergrund zeigen, dass die Lage gar nicht so perspektivlos ist.“ Um den Dialog zu fördern, will Savural nun den umstrittenen Buchautor Thilo Sarrazin zu einer Diskussion einladen: „Ich habe sein Buch gelesen. Bestimmte Dinge müssen unbedingt klargestellt werden“.FREDERIK SCHÄFER