: Nebelkerzen
Betr.: Leserbrief „Auf Wünsche reagieren“, taz hamburg vom 9. 12.99
SPD-Fraktionsmitglied Böwer wirft in der Diskussion um die von Eltern und Trägern in ihren Auswirkungen scharf kritisierten Kita-Card-„Reform“ die nun schon hinlänglich bekannten Nebelkerzen von Senat und SPD.
Die Einrichtungen sind seit 1998 durch drastische Kürzungsmaßnahmen von 36 Millionen Mark in die totale Unflexibilität gespart worden und sollten sich nun einem Wettbewerb im Rahmen eines neoliberalen Steuerungskonzeptes stellen. Ein zynisches Spiel, bei dem die Eltern nicht eine Nachfragemacht, sondern eine Nachfrageohnmacht erleben werden.
Dies zeigt bereits die Vorbotin der Kita-Card, die neue flexibilisierte Elternteilnahmebeitragsverordnung, die erhebliche aktuelle Qualitätseinbußen in der Hamburger Kindertagesbetreuung mit sich bringt. Niemand kann ab dem 1.1.2000 zu einem vier, fünf- oder sechsjährigen Betreuungsangebot einen Früh- und/oder Spätdienst dazu kaufen, obwohl dies das neue Gessetz ausdrücklich regelt. Wa-rum ist das so? Die Einrichtungen werden es nicht anbieten, weil ihnen das Personal fehlt.
Nachfragemacht? Ein übler politischer Taschenspielertrick auf Kosten der Kinder, denen Beziehungskontinuitäten verweigert werden. Die Regierungsfraktionen täten gut daran, die verzweifelten Eltern und Erzieherinnen nicht in ihrem Wählerpotential zu unterschätzen.
Matthias Taube, Vorsitzender Hamburger Familien Power e.V.
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