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Nazis in Mecklenburg-VorpommernDas Hakenkreuz am Kirchturm

Eines Morgens in Sternberg: Vom Kirchturm der verträumten mecklenburgischen Kleinstadt hängt plötzlich eine Hakenkreuzfahne. Was passiert jetzt?

Blick aus dem Turm der Stadtkirche über Sternberg und Umgebung. Bild: Alma:Alma – Lizenz: CC-BY-SA

Eva Lagies erinnert sich nicht mehr genau an das Wort, das Helga Koch benutzte. Die Stimme der Gemeindepädagogin zitterte, das weiß Eva Lagies noch, aber was war ihre Bezeichnung dafür, was passiert war? Sagte sie "Schlamassel"? Die Pastorin Eva Lagies leitete eine Konfirmandenfreizeit, es war ein Sonntagmorgen, als sie den Anruf von Helga Koch bekam: "Wir haben hier einen großen Schlamassel."

Lagies ist seit einem halben Jahr Pastorin in Sternberg, einer Kleinstadt eine halbe Stunde östlich von Schwerin; es ist ihre erste Stelle. Sie ist 33 Jahre alt, selbst in Mecklenburg aufgewachsen, in der Küsterwohnung im oberen Stockwerk eines Pfarrhauses auf dem Dorf. Sie wollte mal Künstlerin werden. Bevor Eva Lagies nach Sternberg kam, arbeitete sie bei der Arbeitsstelle "Gewalt überwinden" der Kirche in Hamburg, davor ein halbes Jahr lang mit Kriegstraumatisierten in Papua-Neuguinea. Dann schickt die mecklenburgische Kirche sie aufs Land.

Dort geschieht der Schlamassel: In der Nacht zum 28. Februar brechen Unbekannte in die Kirche ein. Sie stemmen eine Seitentür mit einem massiven Gegenstand auf, verschütten Bier und nehmen zwei Altarkerzen mit. Und sie steigen die Treppe zum Kirchturm hinauf, 66 Meter hoch, auf dem höchsten Punkt des Hügels, der die mittelalterliche Altstadt von Sternberg trägt. Dort hängen sie eine Hakenkreuzfahne auf, ein Meter fünfzig groß, Fabrikware. Bemerkt wird sie am folgenden Tag, am Morgen ruft jemand die Polizei. Als die Gemeindepädagogin Helga Koch kommt, um die Orgelbegleitung für den Gottesdienst noch einmal durchzuspielen, stehen schon zwei Beamte vor dem Gemeindehaus und warten auf den Kirchenschlüssel. Die Glocken läuten in Sternberg an diesem Morgen nicht.

Sternberg

Kleinstadt: Sternberg liegt im westmecklenburgischen Landkreis Parchim, in einem Naturseengebiet. An der Stelle einer slawischen Burg entstand im 13. Jahrhundert eine Siedlung, die das Stadtrecht erhielt. Der Ort hat momentan etwa 4.500 Einwohner, 1989 waren es noch 5.200. In der Region liegt die Arbeitslosenquote bei etwa 13,4 Prozent, neue Arbeitsplätze entstanden in Sternberg in den letzten Jahren bei einer großen Biodieselanlage und im Tourismus.

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Politik: In der Stadtvertretung hat die CDU acht Sitze, die Linke und die SPD haben jeweils drei und die NPD hat einen Sitz. Bürgermeister ist seit der Wende Jochen Quandt, der Mitglied der CDU ist. Einen NPD-Abgeordneten gibt es seit der Kommunalwahl 2009.

Menschen, die ihr nahe stehen, sagen, man sieht Eva Lagies immer an, wie es ihr geht. Auch nach dem Telefonat am Sonntagmorgen sieht man es, sie ist blass geworden. Aber das Angebot, bei einem Kollegen zu übernachten, lehnt sie ab. "Ich bin im Busch gewesen und im Kriegsland", sagt sie sich. Sie verabredet sich für den nächsten Morgen um 8.30 Uhr zur Erarbeitung einer gemeinsamen Erklärung im Rathaus, telefoniert mit einem Kirchenvertreter und schläft in ihrem eigenen Bett in der 160 Quadratmeter großen Wohnung.

Es ist die Nacht des Gedankens: Eine Hakenkreuzflagge hängt vom Kirchturm in einer mecklenburgischen Stadt mit viereinhalbtausend Einwohnern. Was passiert jetzt?

"Neonazis schänden Sternbergs Kirche", lautet die Überschrift in der Lokalzeitung am Montagmorgen. Eva Lagies geht ins Rathaus, der Bürgermeister hat eine halbe Stunde Zeit, danach sitzt die Pastorin noch mit dem Bürgervorsteher zusammen und formuliert eine Erklärung. Darin steht am Ende: "Lassen Sie uns entschieden für ein Zusammenleben in Achtung der demokratischen Kultur eintreten."

"Man hat uns ausgesucht", sagt Jochen Quandt. "Aber das hätte auch zu jeder Zeit woanders stattfinden können." Quandt ist seit der Wende Bürgermeister von Sternberg. 59 Jahre alt, CDU-Mitglied, er trägt ein orange Hemd zu Jackett und Krawatte, auf dem Tisch seines Büros steht eine Vase mit Forsythienzweigen. "Wir haben hier nicht solche Strukturen festgestellt, dass es so wäre, dass man sich als Stadt damit auseinandersetzen müsste." Er sagt, das Ziel solcher symbolischen Aktionen sei es ja gerade, ins Gespräch zu kommen.

Quandt ist vorsichtig. Er hat viel aufgebaut in Sternberg. Die Stadtmauer wurde mit Unterstützung eines örtlichen Unternehmers restauriert, der Marktplatz neu gestaltet, viele Häuser renoviert. Jährlich findet das Landesrapsblütenfest statt, mit einer Biodieselanlage kamen weitere Arbeitsplätze in die Stadt. Sternberg hat es geschafft, Anschluss an den Tourismusboom in Mecklenburg-Vorpommern zu gewinnen. Er weiß von Regionen in Vorpommern und Brandenburg, dass möglicherweise etwas auf dem Spiel steht, wenn die Stadt das Label "Neonazi-Region" bekommt. Und wer den Umgang mit der rechten Szene thematisiert, der thematisiert, dass es eine gibt.

Auch wenn Jochen Quandt die natürlich kennt. Bei den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr bekam die NPD 268 Stimmen - 4,5 Prozent. Seitdem sitzt ein NPD-Abgeordneter in der Stadtvertretung. Er hat bisher einen Antrag gestellt. Die Stadt solle wieder ein Begrüßungsgeld für Neugeborene einführen, aber "nur für deutsche Kinder".

Die NPD arbeitet hier in Sternberg wie überall - mit bürgernahen Themen und den scheinbar ganz einfachen Lösungen dafür. Jochen Quandt schiebt seinen Stuhl zurück und macht zwei Schritte zum Schreibtisch. Er hebt die Hälfte eines Papierstapels an und zieht darunter eine Postkarte hervor.

Gegen Geruchsbelästigung

"Beschwerde" steht dick gedruckt darauf und darunter: "Mit dieser Postkarte möchte auch ich mich schriftlich bei der Stadt Sternberg über die Geruchsbelästigung, welche durch die Rapsmühle entsteht, beschweren. Gleichzeitig fordere ich die Stadtvertretung auf, eine vernünftige Lösung herbeizuführen, um diesen unhaltbaren Zustand zu beenden bzw. zu mindern." Auf der Rückseite steht in winziger Schrift: "V.i.S.d.P.: Gildo Jaugitz" . Das ist der NPD-Abgeordnete. Die Postkarte lag kürzlich in den Briefkästen hunderter Sternberger.

Sternberg ist keine Neonazihochburg. Das belegt weder die Statistik an rechten Straftaten, noch sagen dies die mobilen Beratungsteams im Bundesland. Es ist vielmehr einer der vielen Orte, in denen sich Neonazismus still und unspektakulär in den Alltag schleicht. In denen im Wahlkampf viele NPD-Plakate hängen und die Jugendlichen weniger werden, die sie nachts heimlich abnehmen würden. Von denen die Schulabgänger wegziehen - am Gymnasium gibt es mittlerweile noch zwei statt vier Jahrgänge. Die einzige Schulform mit konstanten Schülerzahlen ist die Allgemeine Förderschule. Die letzte Demonstration hier gab es gegen den Irakkrieg 2003, der damalige Schülersprecher hatte sie organisiert.

Auch der letzte alternative Laden in der Stadt hat schon länger zugemacht, ein Headshop: Rauchwaren, Naturtextilien, Ethnokitsch. Jede neu ersetzte Scheibe wurde wieder eingeschlagen. Über dem Bild eines Jointrauchers auf den Brettern vor dem Ladenfenster kleben heute Streifen von abgerissenen Plakaten. Man kann nur einzelne Wörter erkennen: "ls eine weltans…g…neuen Typs m…" Die Adresse unten links ist die der NPD-Jugendorganisation.

Die Verbindung zwischen unorganisierten Bushaltestellen-Rechter und Partei ist in Sternberg noch neu. Eine Gruppe Mädchen machte im Wahlkampf einige Male das Catering für den NPD-Kandidaten. Sie nennen sich "Sternberger Nazissen" und haben sich Pullover bedruckt. Oben steht "Sternberger", unten "Nazissen", dazwischen eine schwarze Sonne, ein Rad mit zwölf Runen, wie es die SS als Bodenornament in die Wewelsburg einließ. Ein Erkennungssymbol der Neonaziszene.

Die meisten Sternberger kennen diese Zeichen nicht. All die Facetten örtlicher Rechter spielen für kaum jemanden, dem man in Sternberg begegnet, im Alltag eine Rolle. Auch weil sie so nah sind. Verwandt. Bekannt. Man sieht sich bei Familienfesten oder Handballspielen. Man bekommt keine Prügel, selbst wenn man "Nazis raus"-T-Shirts trägt, weil der große Bruder selbst mal Nazi war.

Eva Lagies, die neu in der Stadt ist, gehört noch nicht zu diesem Netz, das in einer Kleinstadt alle Punkte miteinander verbindet. Für sie sind die Informationen noch unzusammenhängend: weiße Schnürsenkel in Springerstiefeln, Aufkleber an Bushaltestellen, Namen.

Besuch am Judenberg

Vor ihrer ersten Predigt nach dem Dienstantritt lief Eva Lagies den Berg am Eingang der Stadt hoch, den Judenberg. Hier wurden 27 Juden 1492 auf dem Scheiterhaufen verbrannt, weil sie angeblich Hostien geschändet hatten. Es war der Ausgangspunkt der Vertreibung der Juden aus Mecklenburg und Pommern, die Kirche entwickelte sich zum Wallfahrtsort, die Stadt wurde wohlhabend. Eva Lagies predigt dann über eine neue Pastorin, die auf dem Berg sitzt und über Sternberg seufzt, darüber, wozu Menschen in der Lage sind. Sie sagt, dass sie sich Kraft wünscht, entschlossen umzugehen mit Themen wie Rechtsradikalismus und Antisemitismus. Und ihren alltäglichen Formen. Auf die violette Kirche auf dem Schild am Ortseingang von Sternberg "Evangelischer Gottesdienst: 10 Uhr" hat jemand mit weißer Farbe ein Davidstern gesprüht.

Die Pastorin hat aus Anlass des Einbruchs eine Friedensandacht veranstaltet, vier Tage später. Es kamen kaum 30 Leute, fast alle regelmäßige Kirchgänger, kein Jugendlicher war da, niemand von der Schule, der Bürgermeister auch nicht. Dafür Eva Lagies Amtsvorgängerin und der Bürgervorsteher. Beim Abschlussgebet zündete sie ein Teelicht an für die Täter und stellte es auf den Altar. Dazu sagte sie: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." Einige der Menschen im Raum schließen kurz die Augen. Vielleicht hoffen sie, dass Eva Lagies recht hat.

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20 Kommentare

 / 
  • AK
    Alfred Kunze

    Mein kurzer Berührungspunkt mit Sternberg in diesem Jahr: Auf der Radtour von Kiel nach Berlin für eine Nacht Zelten auf dem örtlichen Campingplatz. Erstaunlicherweise war der anwesende Rezeptionist an beiden Tagen komplett(!) in Klamotten der Marke Thor Steinar anzutreffen, und auch seine Mitarbeiterin trug ähnliche Nazicouture. Ferner war auf der gesamten Tour speziell in MeckPomm eine ein extremer Argwohn, eine Ablehnungshaltung gegenüber (uns) Fremden zu spüren. Dies gilt entschärft für die Ostsee-Kurorte.

     

    Hängen bleibt einem neutral gekleideten, sich unauffällig verhaltenden Deutschen, das ich nie wieder an diesen Ort zurück will und kann mir UNGEFÄHR das Maß an Feindseligkeit seitens der Eingeborenen vorstellen, die ein Mensch anderer Hautfarbe dort zu spüren bekommt.

  • LS
    Luise Strothmann

    @Fragender

     

    Bei den Kommunalwahlen zu den Stadt- beziehungsweise Gemeindevertretungen in Mecklenburg-Vorpommern hat jede Wählerin und jeder Wähler drei Stimmen. Daher kommt die Zahl von 2045 Wählern und 6032 Gesamtstimmen aus der letzten Wahlstatistik. So bedeuten also 268 Stimmen für die NPD nicht unbedingt, dass 268 Menschen die NPD gewählt haben - man kann alle drei Stimmen einer Person geben oder sie auf mehrere Personen verteilen. Es ist auch möglich weniger als drei Stimmen zu vergeben, der Wahlzettel wird nur ungültig wenn man mehr als drei ankreuzt.

  • A
    Andreas

    Der Nationalsozialismus ist ein ständig wachsendes Problem,und das nicht nur in Mecklenburg.Von Politikern gern ignoriert, wie man im Artikel lesen kann.Die Leserkommentare hierzu kann ich nachvollziehen.Andere Kommentare nicht.Das Anbringen einer Nazifahne an der Kirche ist eine Demütigung aller Christen.Als Christ versuche ich nach der Botschaft der Bibel und dem Wort Gottes zu leben und zu handeln.Christus lehrt Nächstenliebe und Beten(Hände falten und Augen verschließen wegen der Ablenkung - ist so !)- für die Feinde.Das wird von Christen erwartet und auch getan ! Durch öffentliche Erklärungen wird der Standpunkt klargemacht und durch eigenes Verhalten bekräftigt - kenne keinen Christen der nicht -auch öffentlich- gegen Nazionalsozialismus ist. Was erwarten denn manche - sollen wir loslaufen und gewalttätig werden - aus Rache oder so ? Eine Kerze bewirkt vielleicht nicht viel - aber viele Kerzen haben die Deutsche Einheit eingeleitet ! Schon vergessen ? Das Vergessen ist wohl auch das eigentliche Problem hier ?!!!

     

    Ach ja, noch was anderes.Die Neuguinies sagen "Busch" zu ihrer üppigen Vegetation.Die Pastorin spricht fließend Pidgin - die gebräuchlichste Sprache dort - ,ich habs gehört,kann dann wohl auch "Busch" sagen.

  • M
    Mac-Lennox

    Leider wissen sie nur zu gut, was sie tun.

  • N
    njorgorg

    @NICHT Frank-Walter Steinmeier

    Du schreibst über Dinge, von denen du anscheinend keine Ahnung hast. Nur weil im Artikel dieser Schlusssatz "vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun" erwähnt wird, heißt das noch lange nicht, dass keine klaren Worte gegen Rechtsextremismus im Rest des sicher einstündigen Gottesdienstes mit Predigtteil gefallen wären.

    Noch dazu hate ich diesen Satz hier gar nicht so sehr für Phrase, sondern sehr intelligent ausgewählt.

    Sie wisses offensichtlich nicht, dass es schlecht, ein Schaden an der Gesellschaft ist, wenn sie so etwas tun - und andererseits hält der Teil "vergib ihnen" den Aspekt der Zuwendung dem einzelnen Menschen gegenüber offen, der es durchaus wert ist, dass man sich mit ihm auseinandersetzt und von dem man nur hoffen kann, dass er sich eines Besseren besinnt.

    Was viele hier betreiben, ist, auf das Problem draufzuhauen in der Hoffnung es könnte sich in Luft auflösen. Für sinnvoller halte ich solchen Menschen eine Tür offen zu halten, sie nicht voll aufzugeben. Denn ein Mensch, der zum Nazi wird, ist nicht nur eine Bedrohung, sondern auch ein Verlust für die Gesellschaft. (das heißt natürlich nicht, das Straftaten nicht geahndet werden sollten)

     

    Zur Rolle der Kirche - klar hat sie vor allem im Osten deutlich weniger Einfluss, aber sie ist nach wie vor der größte Anbieter von Jugendarbeit, bei der es wichtiger Bestandteil ist den Jugendlichen zu helfen sich ehtisch und politisch zu orientieren. Das heißt nicht, ihnen zu sagen, seid Christen, sonst seid ihr Böse, sondern, dass Jugendliche angeregt werden miteinander zu diskutieren und sich mit Fragen der Menschenwürde auseinander zu setzen.

    Sicherlich bietet die Kirche an der Stelle auch einen Blickwinkel an, aber wirklich wichtig ist, dass sich dann für das ihn schlüssigste entscheidet und vor allem befähigt ist, sich selbst unabhängig und differenziert eine Meinung bilden zu können, ohne dabei anderen Schaden zu zu fügen

  • M
    Martin

    @ von Stefan:

    ich nehme mal an den Sakasmus habe nur ich überlesen, aber selbst dann finde ich deinen Vergleich hinkend um nicht zu sagen-"Äpfel mit Birnen". Des Weiteren finde ich nicht, dass Filme jemals eine "Echtheit" zeigen geschweige denn sie "beweisen".

    Ich beneide auch keinen Ort, egal in welchem (Bundes-)Land um offenen Rechtsextremismus o.ä. und sollte ich dich auch vollkommen falsch verstanden haben, so bleibt meine Meinung zu so einer Formulierung die selbe.

     

    Gruß

     

    PS: ich möchte mit diesem Hinweis übrigens nicht leugnen das es die, von dir zum Vergleich heran gezogenen, Probleme/Situationen tatsächlich auch existieren. Zum wie und in welcher Form ist allerdings an dieser Stelle m.E. nichts zu sagen.

  • F
    Fragender

    Alles noch viel schlimmer?

    Wahlbetrug in Sternberg?

     

    Es mag sein, dass ich vollkommen auf dem Schlauch stehe und eigentlich hat es mit dem Thema auch nichts zu tun, aber ich verstehe es trotzdem nicht.

     

    Laut Artikel hat Sternberg etwa 4500 Einwohner (laut Wikipedia 2006 4691).

    Die NPD hat bei den letzten Wahlen laut Artikel 268 Stimmen bekommen, was nach dem Artikel 4,5 Prozent entspräche.

     

    Da ich finde, dass diese Zahlen rein rechnerisch nicht zusammenpassen können (zumal zu bedenken bleibt, dass nicht alle Einwohner wahlberechtigt sind) habe ich mal etwas rumgesucht und folgendes gefunden:

     

    http://amt-sternberger-seenlandschaft.de/texte/seite.php?id=30502

     

    Zitat:

    "Stadt Sternberg

    Wahl der Stadtvertretung 15 Sitze

     

    Wahlberechtigte:3.972

    Wähler:2.045

    Wahlbeteiligung: 51,49%

    Gesamtstimmen:6.032

    Gültige Stimmen: 5.909

    Ungültige Stimmen:123

    Stimmenverteilung:

    CDU 3.077 (52,07%)

    DIE LINKE 1.379 (23,34%)

    SPD 1.095 (18,53%)

    NPD 268 (4,53%)

    EB Dolejs 90 (1,53%)"

     

    Also wie passt denn das zusammen?

    Da wurden doch Wahlberechtigte und abgegebene Stimmen zunächst addiert?

    Dann stimmt das zwar mit den 4,5 Prozent, aber ansonsten verstehe ich nur Banhof.

    Würde mich über eine Erklärung freuen.

     

     

    PS. Das Pogrom war 1492.

  • KD
    Karl der Große

    Mir ist es immer wieder und immer mehr ein Rätsel,..warum man nicht konsequent gegen den braunen Spuk vorgeht?

     

    Ichplädiere für viel mehr Einsatz für Bildung, Aufklärung & Förderung sprich qualitativ hochwertiger Ausbildung gerade auch der Jugendlichen.

    Das Geld sollten diejenigen aufbringen, die es noch haben..- denn hier wäre es sinnvoller angelegt., als in der Schweiz.

    Noch wichtiger als das Geld ist allerdings die Einstellung. Und die stimmt beim deutschen Schisshasenspießer nicht immer.

     

    Schade ist auch, das nur ein Teil der Kirche in der Lage istvernünftige WErte an den Mann oder die Frau zu bringen.., der andere Teil sollte erstmal zu Kreuze kriechen.., nach all der Verfehlungen der letzten Jahrtausende.

     

    Ich hoffe nicht,.,das erst das Ausland wieder Besatzungszonen schaffen muß..und eine 2. Entnazifizierungswelle rollen muß..., sondern wir so einen für alle gangbaren Weg finden.

     

    Zudem gibt es Wichtigeres , wie z.B. die Umwelterhaltung, Frieden auf der Welt& geistige Entwicklung.

     

    ...Vielleicht ist die Menschenheit in der Summe auch auch einfach zu primitiv..und sägt sich erfolgreich ab.., von dem Ast und dem sie "haust".

     

    Naja.. es wird ja auch schon in der Bibel darauf hingewiesen., das die erste Erde vergehen wird. ( wen wundert`s?)

  • M
    M.P.

    Was will man von der Kirche hier anderes erwarten? Die Kirche ist in den neuen Bundesländern mehr nur nach 40 Jahren Sozialismus eine scheintote Verschandlung jeder Dorf-Skyline. Dort ist man froh wenn die Beatmungsgeräte der am Sonntag herbeigeschleppten nicht die Kerzen auspusten.

     

    Von der Kirche ist hier nicht mehr zu erwarten als stilles zusehen.

  • J2
    Jan 20

    Die Dementi des Bürgermeisters sind meiner Meinung nach hohl, weder sachgerecht noch aussagekräftig. "Man hat uns ausgesucht", das klingt in meinen Ohren so als würde es Herr Quandt als ein Privileg finden was dort passiert ist. Er ist schon zu sehr in die örtlichen Strukturen verstrickt er ist ja nicht umsonst seit der Wende Bürgermeister. Aber es stimmt auch das es immer weniger Menschen gibt, die etwas gegen den "Sturm der NPD auf unsere demokratische Ordnung und unsere Wertvorstellung von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" unternehmen. Das Verhalten von Eva Lagies spiegelt nur zu deutlich das Verhalten der Kirche gegenüber der heutigen Politik wieder. Zum Glück ist es auf Protestantischer Seite noch nicht so weit gekommen wie auf Katholischer, wo Holocaustleugnung indirekt durch das Rehabilitieren von Holocaustleugnern getan wird, was äußerst kontraproduktiv zu allen anderen Anstrengungen seitens der Politik ist. Jedoch ist auch das evangelische Augenverschließen von Frau Langies nicht Sinn und Zweck bei Anstrengungen gegen Rechtes Gedankengut vorzugehen. Das erinnert nur all zu gut an das Bild der drei Affen mit nichts Höhren, nichts Sehen und nichts Sagen, wobei das nichts sagen hier nur in leeres Sagen umgewandelt werden könnte.

     

    Weiterhin reicht es nicht nur das kleine Sternberg in den Blick gegen Rechts zu nehmen. Wir die wir hier schreiben reißen gerade unser virtuelles Maul auf, doch sollten wir auch aktiv gegen Rechts etwas unternehmen, sonst landen wir eines Tages genau an der selben Stelle an der sich Frau Langies gerade befindet.

     

    Ich hoffe für sie nur das sie den Absprung von ihrer momentanen Verhaltensweiße schafft und aktiv statt nur passiv durch rezitieren kirchlicher Phrasen gegen Rechts teilnimmt.

     

    Weiterhin möchte ich mich noch bei verschiedenen in meinem Kommentar erwähnten Institutionen entschuldigen. Sie mögen im täglichen Leben zwar etwas leisten, manchmal auch Großes doch bei dem Thema Rechts versagen sie.

     

     

    (Es reicht nicht nur zu Wissen wo sich Rechts oder Links befindet, es ist auch wichtig zu wissen wo man selbst steht.)

  • CR
    Christian Relling

    Wenn es noch einen Beweis gebraucht hat, dass es in Deutschland ein Problem mit Nazis gibt, haben wir ihn wohl jetzt. Bin mal gespannt, wie die "herrschende" Politik dies wieder klein redet "das ist doch alles nicht so schlimm, ein kleiner Jungen Streich"....... Es ist an der Zeit der Politik zu zeigen, das langes gerede und verheimlichen nicht mehr zieht. Raus auf die Strassen und die Nazis outen und sich Ihnen aktiv in den Weg stellen, das brauchen wir jetzt!

     

    Keinen Fussbreit den Faschisten!

  • C
    Christian

    Bürgermeister Quandt verharmlost die Zustände in Sternberg. Von 1997 bis 2000 habe ich als Schweriner eine Ausbildung in Sternberg gemacht und zumindest damals gehörten Neonazis zum Statdbild. Ich habe selber miterlebt, wie Asylanten mitten in der Stadt an der B 104, als sie an einer Bushaltestelle warteten, von Neonazis beschmipft und gejagt wurden und keinen interessierte es. Ich drehte mit meinem Auto und lud die drei Schwarzafrikaner schnell ein, da von der gegenüberliegenden Straßenseite noch mehr Neonazis aus einem Haus kamen und fuhr diese in ein einige Kilometer entferntes Asylantenheim im Wald. Von daher kann ich die Aussage von Herrn Quandt nicht nachvollziehen, wenn er sagt: "Wir haben hier nicht solche Strukturen festgestellt, dass es so wäre, dass man sich als Stadt damit auseinandersetzen müsste."

  • IN
    Ihr NameMr.Dark

    besser hätte Sie vielleicht sagen sollen:Vater vergib Ihnen nicht,denn sie wissen was sie Tun

  • V
    vic

    Oh nein, Eva Lagies. Die wissen nur zu gut was sie tun. Und darin sind die sogar richtig gut.

  • V
    Vincent

    Wenn eine Stadt von knapp 4.500 Einwohnern 268 Stimmen den Rechten gibt, dann hat sie ein Neo-Nazi-Problem. Das kann man nicht wegdiskutieren oder ignorieren. Aber der Fisch fängt ja bekanntlich am Kopf an zu stinken.

  • B
    belladonna

    ist doch keine leistung, in ein gotteshaus einzubrechen und ne nazifahne anzubringen. dafür brauche ich kein studium in marketing. nur nen opa, der sich in stalingrad die nase erfroren hat und märchen erzählt. die uhren in der provinz ostdeutschland gehen eben anders als am prenzlauer berg.

  • Z
    Zaras

    Ich stimme den Autoren zu und möchte noch etwas hinzufügen: Sieht man die Reaktionen der Politiker vor Ort, kann man nur den Kopf schütteln. Nur weil eine Hakenkreuzfahne an der Kirche hing, sind wir nicht an die Endphase der Weimarer Republik erinnert. Von deren Seite können wir uns also keine aktive politische Bildung gegen Rechts erhoffen, die über hohle Phrasen hinausgeht. Auch die Kirche, das Opfer der Symbolik, ist kein richtiger Ausgangspunkt für eine Auseinandersetzung über rechte Kultur im ländlichen Raum, zumal die Kirche nur noch marginale Bedeutung in der Kommunalpolitik und kommunalen Öffentlichkeit hat. Sie spielt sich auf, obwohl sie keinen Einfluss mehr hat. Ich glaube der Fall Sternberg steht sinnbildlich für das zivilgesellschaftliche Dilemma von zögerlicher Kommunalpolitik, kirchlicher Überschätzung und Abwanderung im Hinblick auf das energitschen Engagement gegen rechte Kultur im ländliche Raum. Verstärkend wirkt hier noch die Abwanderung junger Leute sowie die demografische Alterung in den Gemeinden selber.

     

    P.S: Wer ist L. Strothmann?

  • NF
    NICHT Frank-Walter Steinmeier

    "Ich bin im Busch gewesen": Die Bezeichnung "Busch" fuer die Gegend, in der die "Buschmenschen" wohnen, is auch nich ganz ohne, Frau Pastorin.

     

    und mit Phrasen wie "vergib ihnen" und "sie wissen nicht was sie tun" schliesst man nunmal die Augen. Ein wirksames Handeln gegen Rechts sieht komplett anders aus, ist aber offensichtlich mit der Kirche nicht zu machen. Selbst hartgesottene und fundamentalisitsche Kirchgaenger muessen doch einsehen, dass Beten und Kerzenanzuenden nichts ausrichten, ausser das eigene Gewissen zu beruhigen, denn immer hin hat man ja "etwas getan", wobei "getan" im Grunde zuviel gesagt ist...

     

     

    Gut an dem Artikel ist jedoch, dass er konkret auf die Probleme in Kleinstaedten wie Sternberg hinweist, die charakterisitsch fuer eben solche Provinznester sind. Und diese Probleme beschraenken sich nicht nur auf Kleinstaedte in den neuen Bundeslaendern.

  • SM
    Stephan M.

    Was will ich mit einem Es-war-einmal-Artikel, in dem wie in einem Grimms Märchen eine mecklenburgische Kleinstadt beschrieben wird, die von einer Hakenkreuzflagge aufgescheucht wird und jetzt passiv, bestürzt, oder ängstlich reagiert? Es ist mir absolut unverständlich warum der Autor/innen mit Begriffen wie “Bushaltestellen-Rechter” hantiert – eine erschreckende Verharmlosung eines Skinheads, der im Rudel an Bushaltestellen auf sein nächstes Opfer wartet. Als journalistische Mindestleistung darf ich doch verlangen, dass die Autorinnen ein paar Zusammenhänge untersuchen. Zum Beispiel zwischen dem NPD-Mann im Stadtrat, der faschistische Politik demokratiefähig machen will und denen, die die Hakenkreuzflagge gehisst haben. Was treibt junge Frauen, mit Stolz den Nazi-Männern die Stulle zu schmieren und das Bier einschenken? (Ich habe seltene eine falschere und verfälschendere Verwendung des Begriffes “catering” gesehen). Warum fragen die Autorinnen hier nicht nach? Es ist offensichtlich, dass der Besitzer des “Headshops” so lange durch gewalttätige Aktionen eingeschüchtert wurde, bis er nicht mehr anders konnte als die Stadt zu verlassen, bevor er und nicht nur seine Schaufensterscheibe zum Opfer wird? Da fehlt mir eindeutig eine Recherche, ob es damals eine Strafverfolgung gegeben hat. Wie hat die Polizei reagiert? Wie die Öffentlichkeit? Hier hätte man doch sehen können, ob der Großsteil der Gemeinde (auch damals) weggeschaut hat? Die Geschichte mit dem alternativen Laden macht auch klar, dass die Nazis nicht erst seit gestern in der Stadt Fuss gefasst haben. Hier will ich doch wissen, wie lange sie schon ihr Unwesen treiben.

    Natürlich kann man meiner Argumentation entgegensetzen, dass in anderen Zeitungen rechte Gewalt überhaupt nicht mehr thematisiert wird. Ich habe keine Statistiken darüber, aber subjektiv wird man den Eindruck nicht los, das Neofaschismus immer nur zeitweise hochkocht in den Medien, wobei die Situation in Sternberg wohl eher darauf hinweist, dass Neofaschismus ein Dauerproblem ist.

    Umso mehr muss sich ein Artikel dann aber auch um eine tiefere Analyse bemühen und nicht einfach nur nacherzählen was passiert ist. Setzt man sich sonst nicht der Gefahr der Verharmlosung aus?

  • S
    Stefan

    Beneidenswert einfach, die Lage auf dem Land.

     

    Bei uns muss bei jedem Vorfall ähnlicher Art erst immer geschaut werden, ob dort nicht jemand Nationalsozialismus mit der gerechtfertigten Ablehnung der verbrecherischen Politik Israels verwechselt hat. Erst wenn das geklärt ist, dann kann man "gegen rechts" aktiv werden. Das ist dann viel komplizierter.

    Und wenn dann tausende Islamisten durch die Stadt rennen und "Tod Israel" und "Tod den Juden" skandieren, dann tut man einfach so, als sei dies nicht geschehen oder bestreitet die Echtheit von Beweisen. Filme mit PACE-Fahnen neben Hisbollah- und Hamas-Bannern, kein Problem.

     

    Manchmal kann man die kleineren Käffer einfach nur um die klare Trennlinie beneiden, die man dort zu den Nazis ziehen kann, ohne dass einem jemand erklären muss, dass die Situation etwas komplexer zu bewerten wäre.