Kurzkritik: Ausstellung „Oh La La (A-offen, O-Steiff)“ : Naturzerstörung und Kindheit
Vor der Kunst steht semantischer und tatsächlicher Widerstand: Wer in die Räume der kryptisch betitelten „Oh La La (A-offen, O-Steiff)“-Gemäldeschau gelangen will, muss eine von Galerist Cornelius Hertz errichtete Drahtbarriere überwinden.
Hertz’ Erklärung für die kuratorische Eigenwilligkeit: „Hier gibt es keine stromlinienförmige Kunst“. Er wolle sich nicht den Zwängen des Marktes beugen. Die Sujets wären für den auch kaum geeignet. Die Bremer Künstlerin Sinje Kätsch malt von Biotechnologie, Naturzerstörung und dem Widerstand dagegen. Der ebenfalls aus Bremen stammende Rainer Roland zeigt unter dem Titel „Blühende Landschaften“ eindrucksvolle Fotografien aus Ost-Berlin – eine Art Abrechnung mit Helmut Kohls bekanntem Versprechen.
Das dritte Thema ist die Kindheit. Nicht nur Roland hat sich neben seiner Vereinigungsbewältigung den frühen Jahren des Lebens gewidmet. Auch der Däne Poul R. Weile gibt mit abstrakten Werken Einblick in seine Sicht vom Wesen kleiner Kinder. Das eindrucksvollste: Eine schier übermächtige, bedrohliche Gestalt namens „Boy Wonder“. Doch der Muskelprotz stellt bei näherem Hinsehen einen kleinen Jungen dar, der sich nur wünscht, so zu sein. Markus Saxinger
Galerie Cornelius Hertz, Richard Wagner Straße, bis 21.12.