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Nato-Regime Bosnien?

■ EU fordert erneut Land von Serben / Krajina demnächst ohne Ostslawonien

Brüssel/Berlin (AP/taz) – Eine Friedensregelung für Bosnien- Herzegowina muß nach Auffassung der Europäischen Union (EU) eine Rückgabe derzeit serbisch besetzter Gebiete an die bosnischen Muslimanen einschließen. Bundesaußenminister Klaus Kinkel betonte auf dem EU-Außenministertreffen am Wochenende in Brüssel allerdings auch, das von den Bosniern geforderte „Nato- Friedensregime“ für die Bürgerkriegsrepublik sei denkbar, sollte die serbische Seite bei der nächsten Runde der Genfer Gespräche am 22. Dezember bezüglich territorialer Konzessionen unnachgiebig bleiben.

Völlig unerwartet wurden derweil die gestrigen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in der selbsternannten „Serbischen Republik Krajina“ im an Serbien grenzenden Ostslawonien boykottiert. Der Präsidentschaftskandidat des fruchtbaren und ölreichen Gebietes, Goran Hadžić, kündigte gleichzeitig die Abspaltung Ostslawoniens von der Krajina an.

Laut der Sprecherin des UN- Hochkommissariates für Flüchtlinge in Zagreb (UNHCR), Alemka Lisinski, haben sich am Samstag erneut Hilfstransporte auf den Weg in die belagerten muslimischen Städte Tuzla und Srebrenica gemacht. Zwei Lastwagenkonvois mit Hilfsgütern für die hungernde muslimische Bevölkerung in der ostbosnischen Stadt Goražde hatten schon am Samstag unverrichteter Dinge umkehren müssen. Sie waren tagelang von Truppen der bosnischen Serben an der Weiterfahrt gehindert worden. In Goražde schlugen laut Rundfunkmeldung am Wochenende mehr als 1.000 Granaten ein.

Der Flughafen von Sarajevo wurde gestern nach eintägiger Unterbrechung wieder für Hilfsflugzeuge geöffnet. Nach UN-Angaben konnte der Flugbetrieb am Samstag aufgrund von heftigem serbischen Beschuß nicht aufrechterhalten werden. Mindestens zehn Menschen waren in der bosnischen Hauptstadt verletzt worden, darunter zwei Kinder.

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