Natalie Bayer, Leiterin Friedrichshain-Kreuzberg Museum: Einblick (729)
Natalie Bayer ist seit Anfang 2018 Leiterin des FHXB/Friedrichshain-Kreuzberg Museums. Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin für Migration und neue Methoden am Münchner Stadtmuseum mit Projekten zum NSU-Komplex (seit 2016) und dem Museumslabor Westend (2017). Als freie Kuratorin Mitarbeit an diversen Ausstellungsprojekten, u. a. „Movements of Migration. Neue Perspektiven auf Migration in Göttingen“ (2013) und „Crossing Munich. Orte, Bilder und Debatten der Migration“ (2009); sowie eigene Formate wie „POLYCITY: Lagebesprechungen zu Bildern und Debatten der Migration“. Am 22. 6. eröffnet im FHXB Museum die Ausstellung „In Kreuzberg spielt die Musik – Zwanzig Jahre Kreuzberger Chronik“ (s. o.).
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt?
N. B.: Kürzlich habe ich im Georg Kolbe Museum die Ausstellung „Die 1. Generation. Bildhauerinnen der Berliner Moderne“ besucht. Dort habe ich nicht nur großartige Werke gesehen, sondern vor allem etwas über Künstlerinnen und ihren Schaffensweg erfahren, die fast unbekannt sind. Tatsächlich ist es absonderlich, dass wir erst 2018 etwas über diese Künstlerinnen lernen, obwohl sie Bestandteil der Kunstentwicklung waren. Es gibt also noch so viel zu entdecken, was bislang ausgeblendet, vergessen oder aktiv ausgesondert wurde.
Welches Konzert oder welchen Klub kannst du empfehlen?
Ich bin erst kurz vor meinem Arbeitsstart nach Berlin gezogen und habe noch keine Zeit in Klubs verbracht. Ein paar schöne Performances wie neulich von Jacques Coursil und Marque Gilmore bei Savvy Contemporary habe ich aber schon gehört. Und umso mehr freue ich mich auf die Fête de la Musique mit all den vielen Musiker_innen, Chören und Ensembles in dieser Stadt, die z. T. im Musikbetrieb noch keine große Plattform haben.
Welches Buch begleitet dich zurzeit durch den Alltag?
Ich lese momentan „Mounting Frustration: The Art Museum in the Age of Black Power“ von Susan Cahan, den Band „Die Legende vom Sozialen Wohnungsbau“ von Ulrike Hamann u. a. sowie „Kiezgeschichte. Friedrichshain und Kreuzberg im geteilten Berlin“ von Hanno Hochmuth.
Was ist euer nächstes Projekt?
Mit mir als neue Museumsleiterin arbeiten wir jetzt schon an Projekten, die wir 2019 zeigen. Dieses Jahr eröffnen wir drei Ausstellungen wie etwa „In Kreuzberg spielt die Musik“, die von den Macher_innen der Kreuzberger Chronik anlässlich ihres 20-jährigen Jubiläums vorbereitet wurde und am 22. 6. eröffnet.
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten Freude?
Vor Kurzem habe ich ein Glasmosaikbild in ein Fenster gehangen, das meine Wohnung sehr schön einfärbt. Meine Mutter hat es im Studium an der Münchner Kunstakademie angefertigt, die sie neben ihrer Arbeit als Krankenschwester schon kurz nach ihrer Ankunft in Deutschland besuchte. Die Kunstwelt zeigte sich jedoch als ein Bereich ohne Chancengleichheit; sie hat trotzdem ab und zu Kunstwerke geschaffen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen