: Namen an Stasi preisgegeben
■ Prozeß um Anschlag auf das Maison de France fortgesetzt
Berlin (dpa) – Der mutmaßliche Drahtzieher des Bombenanschlags auf das französische Kulturzentrum Maison de France hat der Stasi jeweils Namen von Mitgliedern der Terrorgruppe „Carlos“ preisgegeben. Der Deutsche Johannes Weinrich wollte damit deren komplikationslose Einreise in die DDR gewährleisten. Auch der Name des Libanesen El Sibai sei dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) vor dem Anschlag vom August 1983 auf diese Weise bekanntgeworden, sagte am Montag ein ehemaliger MfS-Hauptmann im Prozeß gegen Ex-Stasi-Oberstleutnant Helmut Voigt.
Auf das Attentat sei zu diesem Zeitpunkt von Carlos' Stellvertreter Weinrich aber keinerlei Hinweis gekommen, so der Zeuge. Bei dem Bombenanschlag waren ein Mann getötet und 23 Personen verletzt worden.
Der Zeuge hatte den Sprengstoff nach seinen Angaben auf Befehl von Voigt in die syrische Botschaft gebracht, mit der Maßgabe an Weinrich, ihn nicht in Berlin zu verwenden. Ein ehemaliger syrischer Diplomat hatte im Prozeß kürzlich bestätigt, daß er den Sprengstoff für Weinrich aufbewahrt hatte, bestritt aber syrische Verstrickungen in das Attentat. Kontakte von Weinrich zur syrischen Botschaft waren dem Ministerium für Staatssicherheit seit längerem bekannt. Weinrich und Carlos hätten ferner 1980 enge Kontakte zur irakischen Botschaft gehabt. Die Gruppe habe mit verschiedenen Pässen beider Staaten sowie des Jemen operiert.
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