■ Nachschlag: Fotografien von Buchwald und Pozniak im Polnischen Kulturinstitut
Lassen sich mit der Kamera Erkenntnisse über den Menschen vermitteln? Kurt Buchwald und Marek Pozniak, ein ostdeutscher und ein polnischer Fotograf, haben es versucht und bestreiten damit ihre zweite gemeinsame Ausstellung.
Beide nehmen Zeitgenossen aus dem Kulturleben aus eigenwilligen Randperspektiven auf, das verleiht ihren Schwarzweißserien Homogenität. Buchwald stellt im Eingangsraum aus. Auf halbrunder Wand hängen seine Porträts in dichter Bildreihe. Unterlicht verleiht den Gesichtern etwas Dämonisches, unheilschwanger scheinen die Porträtierten auf einer imaginären Bühne zu stehen. Die Schulterpartien lösen sich fast ganz im Schwarz des Hintergrundes auf, nur die maskenhaft erleuchteten Gesichtszüge treten scharf hervor. Der alltägliche Anblick eines Menschen wird ins Abgründige verzerrt, gibt etwas Verborgenes, Bedrohliches frei.
Pozniaks wesentlich größere Fotos hängen auf dem Treppenabsatz und an den Foyerwänden im ersten Stock. Vor meist neutralem Hintergrund zeigen sich Dichter und Verleger, Filmemacher und Regisseure, Jazzer und Schauspieler, allein durch Kleidung, Habitus, Pfeife oder Zigarette voneinander unterschieden und bewußt nicht namentlich gekennzeichnet. Nur eine Frau hat einen Hund im Arm. Per Lichtprojektion zeichnen sich Muster auf Gesicht und Kleidung ab: Streifen, Kreise, Punkte, Waben oder Sterne, die sich auf den Körpern brechen. Lichtzeichen, Bannzeichen, die einen geheimnisvoll-auratischen Raum um die Personen schaffen. Eine gesteigerte Intimität, die dem Blick der Besucher die voyeuristische Spitze nimmt und beinah Scheu einflößt. Weder manieriert noch effekthascherisch, sondern schlicht eindringlich. Michael Nungesser
Bis 25.8., Di.-Fr. 10-18 Uhr, Polnisches Kulturinstitut, Karl-Liebknecht-Straße 7
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