piwik no script img

■ NachschlagDi'Miro/M.A.R.A.M.: "Glück... im Theater am Halleschen Ufer

Eines muß man Di'Miro/M.A.R.A.M. lassen: Was sie anfangen, führen sie auch zu Ende. In Übereinstimmung mit der eigenen Zeitplanung ist er nun heraus, der dritte Teil der Trilogie „Geteilte Stadt – Doppelte Freude“. „Glück oder Erreichen die Wunschkinder das höllische Ufer“ heißt er, und man wünscht sich angesichts dessen ins Zeitalter der unvollendeten Werke zurück. Aber nein. Die Zukunft hat schon längst begonnen, und die letzten Überlebenden müssen sich zum drittenmal ihrer Geschichte stellen. Ein wenig gezehrt hat es an der Gruppe, dieses wiederholte Überleben, sicher, so etwas kann an Menschen nicht spurlos vorübergehen. Weißgekleidete Debile hecheln, kläffen und machen Männchen. Eine Geisha mit riesigen Streichhölzern im Haar trägt eine Schallplatte auf dem Rücken, zwei asiatische Sängerinnen alias Alice und Ellen Kessler (die eine) und Jutta Lampe (die andere) singen Karaoke. Zu alledem dreht sich ein Phallus aus Eis, der wie eine Jukebox immer wieder süßsaure China-Imbiß-Beschallung orgelt. Der Gipfel der Albernheit, o endlich!, scheint erreicht.

Logisch waren die Bühnenwerke der ambitionierten Macher (Rolf Baumgart, Michael Zeyfang) allerdings noch nie und sollten es auch nicht sein. Doch waren schon die apokalpytischen Visionen und Post-GAU-Stimmungen der ersten beiden Teile nicht angetan, sich zu einer Art rezipierbarem Sinn im Hirn der Betrachterinnen zu fügen, so lebten diese noch von dem Flair der ausgefallenen Spielorte. Doch im nüchternen Saal des Halleschen Ufers bricht auch diese letzte Stimulanz in sich zusammen. Übrig bleiben krude Science-fiction-Phantasien, verwoben mit tagespolitischen Anspielungen (Radunski) und einer triefig-pampigen Musik, die das Ganze mit immer gleichen Floskeln überzuckert. Am Schluß stürmt eine durchgeknallte Post-Punk-Girlie-Band die Bühne und röhrt den Abgesang herbei. Das war's mit der Zukunft. Hoffentlich kommt keiner auf die Idee mit einer Nummer 3 1/2. Christine Hohmeyer

18.–22.2. im Theater am Halleschen Ufer, Kreuzberg

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen