■ Nachschlag: Enthusiastisches Unternehmen: Die Literaturzeitschrift „Park“ wird 20
Während die Kleingärtner und Hundebesitzer das Vereinsrecht permanent gegen ihre Umwelt ausspielen, leuchtet am anderen Ende des Vereinsmeierspektrums der Name von Mörikes märchenhafter Insel: Orplid. So nämlich nennt sich die „Gesellschaft zur Pflege und Förderung der Poesie e.V.“, die nun schon seit sechs Jahren regelmäßig zu Literaturveranstaltungen ins Café Clara einlädt. Am Osterdienstag lasen dort, in der Dorotheenstraße in Mitte, die Schriftsteller Uwe Kolbe, Gerhard Falkner, Wolfgang Dietrich und Oskar Pastior. Wie immer war der Raum bis auf den letzten Platz gefüllt, was eine wohlwollende Umschreibung der tatsächlichen Verhältnisse ist. Jedenfalls feierten Autoren, Veranstalter und Publikum mit der Lesung den Geburtstag eines enthusiastischen Einmannunternehmens: Die Berliner Literaturzeitschrift Park ist 20 Jahre alt geworden. Wer jemals versucht hat, Geld für die Herstellung einer Literaturzeitschrift einzuwerben, wird diese Beständigkeit nur als ein Wunder begreifen können. Ein Wunder freilich, das ohne die Selbstausbeutung des Verlegers, Herausgebers, Redakteurs, Autors und Übersetzers, der Michael Speier in einer Person ist, nicht möglich gewesen wäre. Park erscheint in loser Folge mit ein bis zwei Doppelheften im Jahr und hat sich der Gegenwartsliteratur verschrieben. Neben bekannten Namen wie Rose Ausländer, Karl Krolow oder Christoph Meckel, die sämtlich Erstdrucke lieferten, finden sich in den Heften von Park auch Debütanten gedruckt, die abseits der literarischen Moden schreiben und sonst kaum eine Chance hätten, wahrgenommen zu werden. Schwerpunkt der Zeitschrift ist Lyrik. Die meisten Hefte enthalten überdies Dossiers zur fremdsprachigen Gegenwartspoesie. Die vier Autoren des Abends sind natürlich allesamt Beiträger von Park. Gerhard Falkner schon seit 1978. „Irgend etwas ist Frühling“, las er aus einem neueren Gedicht, was konkret und abstrakt genug war, um beim ganzen Publikum auf Zustimmung zu treffen, und hob zu jenen Gedichten an, die er als die poetologische Entsprechung des radikalen Heimatfilms angekündigt hatte. Zuvor war schon Uwe Kolbe mit einer Laudatio auf Park auf den Anlaß des Abends eingegangen. Wie schon gesagt: Eng war es auf der Party. Dennoch, ein Prosit auf den 20., und lang soll er leben, der Park! Peter Walther
Das aktuelle Doppelheft von „Park“ (49/50) kostet 12 Mark. Redaktion: Tile-Wardenberg-Straße 18, 10555 Berlin
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