piwik no script img

Nachruf Komponist Maurice JarreEin Rhythmus für die Weite

Seine Musik zu "Doktor Schiwago" machte ihn berühmt: Der dreifache Oscarpreisträger ist in der Nacht zum Sonntag 84-jährig in Los Angeles gestorben.

Maurice Jarre im Februar: Der Filmkomponist erhielt bei der Berlinale den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk. Bild: dpa

Schon im Alter von 16 Jahren wusste Maurice Jarre, dass er Komponist und Dirigent werden wollte. So ließ sich der 1924 in Lyon geborene Franzose am Pariser Konservatorium für Musik als Schlagzeuger und Dirigent ausbilden. Von 1951 bis 1963 war er Musikalischer Direktor des Théâtre national populaire in Paris - die wichtigsten Jahre seines Lebens, wie er später sagte. Seine größten Erfolge hatte er jedoch mit seinen Filmmusiken, die ihm insgesamt neun Oscarnominierungen einbrachten. Bei der diesjährigen Berlinale erhielt er den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk.

Drei Oscars gewann er insgesamt: für seine Kompositionen zu "Lawrence von Arabien" (1962) "Doktor Schiwago" (1965) und "Reise nach Indien" (1984), alle drei Filme des Regisseurs David Lean. Im Laufe seines Lebens war Jarre an über 150 Filmproduktionen beteiligt, darunter Werke von Alfred Hitchcock, Volker Schlöndorff und William Wyler.

Als er die Musik zu "Lawrence von Arabien" schrieb, war er als Filmkomposition kaum bekannt. Doch vor allem seine Erfahrung am Theater machte ihn zur Idealbesetzung. Seine Musik, die er selbst orchestrierte, war für die epischen Bilder des Films wie geschaffen. Trotz aller Theatralik ist sie aber auch differenziert, gibt den langen, weiten Einstellungen ihren Rhythmus.

In seinen Kompositionen schuf er eine eindrückliche Klangfülle, die er gerne mit dem Einsatz exotischer Rhythmus- und Soloinstrumente kontrastierte oder auch ironisch brach. Die Musik zu "Doktor Schiwago" wurde dadurch so prägnant, dass sie sich auf Schallplatte tausendfach verkaufte.

Maurice Jarre wird als warmherziger, humorvoller und bescheidener Mensch beschrieben. Am Sonntagabend ist er im Alter von 84 Jahren in Los Angeles verstorben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

2 Kommentare

 / 
  • L
    Laluna

    Meine Empfehlung: Die Musik auf CD wirkt nicht so gut wie im Film, denn dort ist sie auf vielfältige Weise ausgearbeitet, variiert u.s.w. je nach Szene und daher am besten gleich den Film - z.B. auf DVD -anschauen. Ich finde ihn übrigens viel besser, als seine Werbung und auch besser als neuere Versuche, den Roman von Pasternak zu verfilmen. Auch die Klischees, die es dazu gibt, werden dem großartigen Film nicht annäherungsweise gerecht. Was den Lawrence-Film angeht, finde ich bemerkenswert, dass der ursprünglich noch viel länger sein sollte. Der Regisseur D. Lean hat sich über die erzwungene Kürzung auf Kinoformat ziemlich geärgert. Vor allem Szenen mit viel Landschaft und Musik, ohne "Action" im engstirnigen Sinn des Wortes ist den Kürzungen zum Opfer gefallen. Aber immerhin ist ja noch was übrig geblieben, auch von der Musik.

     

     

    Im drittletzten Absatz ist übrigens ein kleiner Fehler: Da heißt es "Komposition" statt "Komponist" - falls die taz das noch ändern will/kann, sei's hier angemerkt.

  • Y
    Yadgar

    Seinen mindestens ebenso berühmten Sohn Jean-Michel habt Ihr gar nicht erwähnt...