piwik no script img

Archiv-Artikel

Nachgefragt Wird das Nachtflugverbot ausgeweitet?

Weniger Flieger, weniger Lärm

Von sim

Spätestens 2006 müssen auch in Deutschland die EU-Schallschutz-Richtlinien umgesetzt sein – Flugverkehr eingeschlossen. Zu möglichen Auswirkungen hält sich der Bremer Flughafen bisher bedeckt. Klar aber ist: Die heute noch gültigen Lärm-Grenzwerte von 1971 werden sinken. Diskutiert wird auch, eine zusätzliche „Lärmschutzzone“ mit Bauverbot um den Flughafen einzurichten sowie das Nachtflugverbot auszuweiten. Statt wie bisher zwischen 22.30 Uhr abends und 6 Uhr morgens dürften dann von 22 Uhr bis 7 Uhr Flugzeuge nur noch mit Sondergenehmigung starten und landen. Derzeit wären davon täglich etwa 18 Flieger betroffen.

Niedrigere Grenzwerte

Wie weit die Lärm-Grenzwerte tatsächlich abgesenkt werden, ist unklar. Nur noch 65 statt 75 Dezibel in der Lärmschutzzone I, 60 statt bisher 67 Dezibel in der Lärmschutzzone II, lautet ein Vorschlag – etwa achtmal weniger Lärm als bisher. Fluglärm-Beauftragter Daglef Schriever rechnet mit einer Verringerung um fünf Dezibel.

Einflugsschneisen-BewohnerInnen sollten sich allerdings nicht zu früh freuen. Strengere Grenzwerte nämlich haben nicht weniger Lärm zur Folge. Die Werte dienen vor allem dazu, das als „Lärmschutzzone“ ausgewiesene Gebiet zu berechnen, in dem dann bestimmte Einschränkungen gelten. So dürfen etwa in der für Bremen maßgeblichen äußeren Zone Schulen und Krankenhäuser nur mit Ausnahmegenehmigung errichtet werden; Wohnbebauung ist nur mit Schallschutzmaßnahmen zulässig. Auf bestehende Bauten dagegen haben selbst wachsende Zonen keine Auswirkungen.

Zonen-Tricks

Eigentlich ist das Bundesumweltamt gehalten, die verlärmten Gebiete alle fünf Jahre neu zu berechnen – anhand der Zahl der Flugbewegungen und des theoretisch verursachten Krachs der Flugzeuge. Weil aber in Bremen seit einigen Jahren immer weniger und zudem weniger laute Flieger landen und starten, würden die Zonen – gleichbleibende Grenzwerte vorausgesetzt – bei einer Neuberechnung deutlich kleiner ausfallen.

Schon bei der letzten Berechnung 1997 war das der Fall. Statt zwei Kilometer hätte die zigarrenförmige Lärm-Zone danach im Osten nur noch 900 Meter über die Startbahn hinaus geragt, im Westen hätte die Grenze an der Ochtum anstatt in Mittelhuchting gelegen. Der Senat verzichtete damals darauf, die Ergebnisse zu veröffentlichen, damit die alten größeren Zonen weiterhin gültig blieben. Die Überlegung: Gebiete, in denen jetzt uneingeschränkt gebaut werden dürfte, weil sie außerhalb der Lärmschutzzonen lägen, könnten in einigen Jahren wieder in diesen liegen – weil wieder mehr Flugzeuge fliegen und die Lärm-Zonen also wieder wachsen. Die Häuser aber wären dann bereits gebaut.

Eine Quelle ständigen Ärgernisses der Flughafen-AnwohnerInnen indes fällt demnächst und ohne jede Verordnung weg: Die Post, die bisher jeden Abend kurz vor elf Briefe nach Emden fliegen ließ, steigt ab April auf Lkw um. sim