■ Nachgefragt: Moslems zur Koedukation zwingen?
Das Bremer Bildungsressort ist mit dem Versuch gescheitert, per Gericht die Tochter streng gläubiger Moslems in Bremen zum koedukativen Sportunterricht mit Jungen zu zwingen. (vgl. taz 23.4.)
Ist das der Stil der Bremer Landesregierung, per Gerichtsverfahren Ausländerintegration im Sportunterricht zu erzwingen?
Helga Trüpel, Senatorin für Kultur und Ausländerintegration: Mit der Problematik von Ausländerintegration und Differenz haben wir alle unsere Schwierigkeiten, das ist in unserer Gesellschaft nicht gelöst. In diesem Einzelfall, wo es um getrennten Sportunterricht für türkische Mädchen ging — und darüber hinaus, würde ich sagen, geht es auch um die Frage, wieweit Mädchen überhaupt getrennten Sportunterricht haben sollten — habe ich mit dem Urteil keine Schwierigkeiten. Es gibt allerdings Anzeichen, daß von dem Imam der islamischen Gemeinde eine richtige Kampagne initiiert wird, die auf Dialogunwilligkeit und knallharte Konfrontation aus ist...
Zum Dialog kann man niemanden zwingen.
Nein, aber wenn Leute hier leben wollen, kann man deutlich machen, daß es unstreitige kulturelle Errungenschaften gibt. Wenn es um Befreiung vom Biologie-Unterricht gehen würde, wäre das nicht zu akzeptieren.
Die Toleranz unserer europäischen Kultur hat da eine Grenze?
Ja, da hätte sie eine Grenze. Aber man muß das immer im Einzelfall diskutieren.
Und in dem Sport-Fall ist die Senatorin für Ausländerintegration glücklich, daß der Senator für Bildung den Prozeß verloren hat?
Ich finde es in diesem Fall gerade für dieses Mädchen, das ziemlichen Zerreißproben ausgesetzt ist, durchaus richtig.
Wird die Senatorin füpr Ausländerintegration gefragt, wenn ein Senatskollege in einem Zusammenhang der Ausländerintegration vor Gericht geht?
Gefragt worden sind wir nicht, aber in der letzten Zeit gab es oft über das generelle Problem Diskussionen.
Es gab Diskussionen mit der Schulbehörde?
Nein, mit der Bildungsbehörde nicht. Int.: K.W.
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