■ Nachgefragt: "Unheimlich schade"
Der Deutsche Gewerkschaftsbund debattierte und debattierte und gebar schließlich ein Motto für den ersten Mai 1993: „Frau geht vor“. Doch DGB-Vorsitzender Franz Steinkühler soll gesagt haben: „Dazu spreche ich nicht.“ Worauf der Gewerkschaftsbund das Motto wieder kippte.
Helga Ziegert, Bremer DGB-Vorsitzende: Ich bin, gelinde gesagt, sehr überrascht, aber ich weiß bisher nicht mehr als das, was in der Presse steht. Wenn das Motto gekippt würde, fände ich das unheimlich schade, weil es nach vorne weisend gemeint war, in Richtung auf Veränderung der Gesellschaft. Ich denke aber, wenn Franz Steinkühler das so gesagt hat, hat er ausgedrückt, was viele männliche Gewerkschaftsmitglieder denken.
Sie haben einen schweren Stand als Frau in der Gewerkschaft?
Ja, jedenfalls dann, wenn Frauen spezifische Interessen anmelden und sich nicht unterordnen. Und ich finde es schlecht, daß jetzt der Eindruck erweckt wird, das Anliegen der gleichberechtigten Beteiligung der Frau sei ein Motto, das nur für Schönwetterperioden gilt. Es geht auch gerade darum, daß Frauen in dieser ganzen wirtschaftlichen Krise und im Prozeß der Deutschen Einheit die eigentlichen Verliererinnen sind.
Welches Motto könnten Sie sich denn als Alternative vorstellen?
Verlangen Sie bitte jetzt nicht von mir, daß ich ein Motto kreiere, das alle Anliegen verbindet.
Bis zum 8. Dezember muß das Motto stehen. Werden sich die Frauen nochmal einmischen?
Das denke ich schon. Fragen: dir
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