■ Nachgefragt: Den Krempel hinschmeißen
Auf dem Kirchentag hat sich die Bremische Evangelische Kirche als eine der letzten Männerbastionen unter den Landeskirchen profiliert — die Delegierten lehnten es ab, eine Frauenbeauftrage einzurichten. Verfechterin der Stelle: die stellvertretende Kirchenausschuß- Vorsitzende, Inge Gurlit.
taz: Warum hinkt die Bremer Landeskirche so hinterher?
Inge Gurlit: Wir alle sind völlig überrascht, und ich finde das unheimlich enttäuschend — wir haben das auch noch nicht so richtig analysiert. Ich hatte die Lage anders eingeschätzt.
Manche behaupten, die Absage hätte sich nur gegen einen neuen Zentralismus gewandt. War es ein Angriff gegen die Frauen?
Ganz klar. Das ist doch nur ein vorgeschobenes Argument. Dieselben Leute waren ja auch mit anderen zentralen Stellen einverstanden, und ausgerechnet beim Frauenreferat nicht. Das ist einfach nicht glaubwürdig. Und dieser Schuß kam aus einer ganz bestimmten Ecke, aus einer Reihe von ganz konservativen Gemeinden.
Haben Sie mit den meisten Frauen die weitere Sitzung boykottiert?
Nein. Ich konnte nicht ausziehen, da ich ja zum Vorstand gehöre, der die Sitzung leiten mußte. Ich habe mich aber mit den Frauen beraten und fand das total in Ordnung.
Trotzdem war der Kirchentag in fast rein männlicher Besetzung noch immer beschlußfähig...
Ja, es hat gerade noch gereicht, um den Haushalt zu beschließen, was unbedingt noch im März passieren mußte. Da machte sich schon Erleichterung breit.
Was bedeutet dieser Beschluß für die Frauenarbeit in der BEK?
Ich finde, daß die Frauen jetzt unbedingt zusammengehalten werden müssen — damit die gute Basis, die über drei Jahre am Frauenreferat gearbeitet hat, nicht verloren geht. Es könnte aber auch passieren, daß die Frauen in den Gemeinden den Krempel hinschmeißen. Besonders die ehrenamtlichen. Und ich könnte es ihnen nicht verübeln. Oder man bündelt Kräfte noch mehr und bewegt die Frauen dazu, ihre Forderungen einzuklagen und durchzusetzen. Fragen: skai
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