■ Nachgefragt: „Gegen uns benutzt“
taz: Bei einer von der niedersächsischen Landesregierung in Auftrag gegebenen Umfrage haben 88 Prozent der Befragten geantwortet, sie hielten eine Arbeitszeitverlängerung bei Lehrern für zumutbar. Ist dieses Ergebnis für die GEW überraschend?
Jan Bücking (Vorstandssprecher der Bremer Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, GEW): Nein. Das würde in Bremen wohl auch nicht anders ausfallen.
Und wie erklären Sie sich das?
Das liegt an der Fragestellung: Halten Sie das für zumutbar? Ich glaube schon, daß viele Leute sagen, eine Stunde mehr ist vielleicht nicht schön und nicht richtig, aber zumutbar ist das schon.
Hat sich die Stimmung gegenüber Lehrern nicht auch verändert?
Das glaube ich eigentlich nicht. Ich habe eher den Eindruck, daß sich gegenüber einer langjährigen Auffassung, daß Lehrer einen sehr angenehmen Job haben und eine ruhige Kugel schieben können, die Meinung eher dahin verlagert hat, daß man selber kein Lehrer mehr werden möchte angesichts der heutigen Kinder.
Fühlt sich die GEW durch die niedersächsische Umfrage in der nächsten Tarifauseinandersetzung an die Wand gedrängt?
Natürlich ist so eine Umfrage ein Mittel der Auseinandersetzung, das sicherlich gegen uns benutzt werden wird.
Gibt es bei der Bremer GEW denn strategische Überlegungen, wie diesem ja durchaus populistischen Argument entgegentreten werden soll?
Ja, aber darüber möchte ich im Moment noch nicht sprechen. Wir haben zu diesem Thema im Februar ein Seminar unseres Landesverbandes, auf dem wir eigentständige Vorstellungen zur Arbeitszeit bei Lehrern entwickeln wollen.
Fragen: Dirk Asendorpf
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