■ Nachgefragt: Frösche im Weltall
Großes Lob von der Nasa erhielt die Dasa (Deutsche Aerospace AG). Die Münchner Raumfahrtfirma mit Ablegern in Bremen und Friedrichshafen nämlich hat sich erfolgreich am just zuende gegangenen, 15-tägigen Forschungsflug des Weltraumlabors Spacelab beteiligt. Sechs der 19 Experimentieranlagen im IML-2 Spacelab standen unter der Ägide der Deutschen, die unter anderem testeten, wie sich Molche, Fische und Einzeller unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit verhalten. Um den Sinn dieser Unternehmung auszuforschen, sprachen wir mit Detlev Hüser, dem Bremer Teamleiter der Mikrogravitationseperimente.
taz: Was haben Fische und Molche im Weltraum zu suchen?
Detlev Hüser: Man untersucht, wie die auf Schwerelosigkeit reagieren. Zum Beispiel schimmen die Fische nicht mehr geradeaus, sondern drehen sich um die Längsachse.
Was kann man mit so einem Ergebnis anfangen?
Im Moment sind das natürlich reine Grundlagenforschungen, um zu ermessen, wie sich die Schwerelosigkeit auf den Organismus auswirkt.
Wozu werden die Messungen gebraucht?
Ich meine, es ist ja schon ein großer Fortschritt gewesen, daß die Astronauten diesmal nicht krank geworden sind, keine Probleme mit dem Adaptieren an die Schwerelosigkeit hatten. Normalerweise sind die erstmal einen Tag außer Gefecht gesetzt, diesmal waren die nach zwei, drei Stunden damit durch. Keinem von denen ist schlecht geworden, keiner hat durchgehangen.
Und das verdankt sich solchen Experimenten?
Ja.
Wie lassen sich die Einzellerversuche einordnen?
Nun ja, ich bin kein Biologe. Letzten Endes genauso wie mit den Fischen, als biologische Grundlagenforschung. Welche Schlüsse man nachher daraus zieht, das kann ich Ihnen im Moment auch nicht beantworten.
Aber was ist das Interessante daran, wie sich Molche oder Einzeller unter Schwerelosigkeitsbedingungenverhalten?
Schaun Sie, das ganze Leben hier auf unserm Planeten hat sich entwickelt unter dem Einfluß der Schwerkraft. Jetzt möchte man natürlich wissen, was passiert wäre, wenn die Schwerkraft nicht, oder nicht in dem Maße dagewesen wäre. Das läßt dann vielleicht Rückschlüsse darauf zu, wie sich andere Lebewesen entwickeln könnten, die diese Schwerkraft nicht haben. Vielleicht ein interessantes Beispiel: Wenn Sie auf der Erde sind, dann hält sich die gesamte Körperflüssigkeit in allen Körperregionen auf. Unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit steigt Ihnen nicht nur das gesamte Blut, sondern die ganze Körperflüssigkeit zu Kopf. Und Sie haben dann richtiggehend einen dicken Kopf.
Fragen: Dora Hartmann
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen