■ Nachgefragt: Sängers Höflichkeit
Beck's boomt: Gestern legten die Bierbrauer ihren Geschäftsbericht vor. Die Zahlen können sich sehen lassen. Der Umsatz stieg um sechs Prozent für das laufende Geschäftsjahr rechnet Beck's mit einem Gruppenumsatz von 1,5 Milliarden Mark.
Zum Umsatzplus trug vor allen Dingen der um 3,3 Prozent gestiegene Bierumsatz bei. Obwohl der Bierabsatz der deutschen Brauwirtschaft im Geschäftsjahr 1993/94 insgesamt um 2 Prozent zurückging, stieg im gleichen Zeitraum der Bierabsatz der Beck–s-Gruppe um 5,7 Prozent auf 5,1 Mio Hektoliter.
Wir fragten Beck's-Geschäftsführer und Handleskammer-Präses Hattig, was der Firmenerfolg für Bremen bedeutet.
taz: Ihr Unternehmen meldet steigende Umsätze - was bedeutet das für die Steuern, die aus den Becks-Flaschen ins bremische Staatssäckel fließen?
Josef Hattig: Steigende Umsätze bedeuten üblicherweise auch höhere Steuerleistungen. Beck&Co hat im vergangenen Geschäftsjahr allein 37,3 Millionen Mark Biersteuer an den Finanzsenator gezahlt. Das ist rund eine Million Mark mehr als im Vorjahr. Die Biersteuer ist Landessteuer, bleibt also vollständig in Bremen.
Wenn Sie bestimmen dürften, was der Bremen mit Ihren Steuern machen sollte - was fällt ihnen als erstes ein?
Abbau der Verschuldung, Haushaltskonsolidierung, strukturverbessernde Investitionen.
Und was sollte Bremen mit den Steuern von Beck&Co auf keinen Fall finanzieren?
Es schweigt des Sängers Höflichkeit.
Unter Arbeitgebern gibt es vermehrt Forderungen nach radikalen Kürzungen bei sozialen Nebenkosten. Präsident Murmann hat jetzt das Weihnachtsgeld zur Streichung empfohlen. Wie sehen Sie das?
Für Beck&Co stellt sich diese Frage nicht. Wir zahlen seit jeher unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein volles Monatsgehalt als Weihnachtsgeld bei auch sonst vorzeigbaren Soziallleistungen. Im Übrigen hat Herr Murmann zu Recht auf die immense Belastung von Unternehmen durch ständig wachsende Sozialausgaben aufmerksam gemacht. Stichwort: Standortdiskussion. Zu dieser Frage ist Einsicht und Aufgeschlossenheit dringend notwendig.
Gibt es bremische Staatsausgaben, die Sie im Interesse der Sanierung der Staatsfinanzen wenigstens für den Sanierungszeitraum streichen oder kürzen würden?
Bremen wird alimentiert, lebt also auch von fremdem Geld. Rigoroses Sparen ist daher ohne Alternative zwingend. Rigoros heißt vor allem denm konsumtiven Haushalt, unter anderem auch die Personalkosten, einzuschränken. Diese Arbeit ,am Stück' ist Aufgabe des Senats.
Fragen: K.W.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen