piwik no script img

Nachgefragt„Froh über viel Bibel“

■ Pastor Suhlrie über die neue Verfilmung

Pastor Helmut Suhlrie ist Beauftragter der Bremischen Evangelischen Kirche für Rundfunkfragen bei Radio Bremen. Vorher war er zwölf Jahre Gemeindepastor in der St. Ansgarii Kirche. Am Ostersonntag zeigt die ARD den ersten Teil einer Bibel-Verfilmung. Wir wollten wissen, was Pastor Suhlrie davon hält.

taz: Es heißt doch immer: „Du sollst Dir kein Bildnis machen“. Wie beurteilen Sie als Theologe eine verfilmte Bibel?

Helmut Suhlrie: Ich sehe da keine Diskrepanz, denn die Aussage bezieht sich ja auf Gott selbst: „Du sollst Dir kein Bildnis noch Gleichnis machen“. Es steht zwar in der Bibel „weder des was im Himmel noch auf Erden ist“, aber eigentlich ist Gott gemeint. In dem Film geht es darum, die Geschichte von Menschen mit Gott, wie sie in der Bibel geschildert wird, zu zeigen.

Zunächst wird die Geschichte von Abraham gezeigt.

Die Bibel beginnt mit der Urgeschichte, den Legenden von Kain und Abel, dem Turmbau zu Babel. Das sind grundlegende Geschichten des Glaubens, dann beginnt die Erwählungsgeschichte. Gott beruft einen Menschen aus der Menschheit, nachdem er sie nach dem Turmbau zu Babel zerstreut hatte, und bringt ihn auf einen Weg. Es ist logisch, mit Abraham zu beginnen.

Woher kommt denn eigentlich der Ausspruch „geschlafen wie in Abrahams Schoß“?

Der weist schon auf unseren Erzvater Abraham zurück, aber er stammt aus einer Geschichte im Neuen Testament, die Jesus erzählt. Von dem reichen Mann und dem armen Lazarus. Der reiche Mann hat in seinem Leben wohlgelebt, Lazarus war arm und krank. Nun sterben beide, und der reiche Mann kommt in die Hölle, aber Lazarus wird aufgenommen und sitzt geborgen in Abrahams Schoß.

Ist das Fernsehen eigentlich der moderne Marktplatz geworden, auf dem über Religion geredet wird?

Über Religion wird ja auch anderswo geredet, und die Kirchen sehen es als ihre ureigenste Aufgabe an, selbst biblische Überlieferung und Geschichten des Glaubens weiterzugeben im Konfirmandenunterricht oder in der Erwachsenenbildung. Aber die Medien sind selbstverständlich auch eine Möglichkeit, die von uns als Kirche benutzt und positiv beurteilt wird.

Fühlen Sie sich im Fernsehen genügend repräsentiert?

Im großen und ganzen möchte ich meinen, ja. Es werden den Kirchen auch eigene Sendezeiten zumindest im öffentlich-rechtlichen Rundfunk eingeräumt, und es wird darüberhinaus viel informiert aus dem kirchlichen Leben – auch kritisch, was wir sehr begrüßen. Sicherlich fühlen wir uns oft nicht richtig verstanden. Wie wir die Filme im einzelnen beurteilen, kann ich noch nicht sagen. Ich werde sie mir über Ostern ansehen.

Freuen Sie sich auf den Fernsehnachmittag?

Ja, ich bin sehr gespannt. Zumal ich gehört habe, daß man sich immerhin bemüht hat, sehr nahe am biblischen Text zu bleiben.

Bei Literaturverfilmungen sagt man, daß ein Film dem Buch etwas wegnimmt, die Geschichte platter wird. Bestimmte Schauspieler werden zu bestimmten Charakteren. Nimmt der Film der Bibel nicht auch den Mythos?

Das ist sicherlich gefährlich, weil natürlich dadurch eine Fixierung erfolgen kann von bestimmten Bildern mit bestimmten Personen, aber dem kann man wohl nicht entgehen und muß es in diesem Fall in Kauf nehmen. Denn angesichts des großen Abbruchs an Wissen um biblische Zusammenhänge können wir ja nur froh sein, wenn über das Fernsehen einmal in so einem weit gespannten Maße biblisches Wissen vermittelt wird, und wir können darauf hoffen, daß viele dadurch angeregt werden, sich intensiver zu informieren und im Original nachzuschauen.

Fragen: Ulrike Fokken

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen