Nachgefragt: Plätzchen einrichten!
■ Konrad Kunick, Bremer im Bundestag und Dauercamper, über Amselbullen, Rollheime und Rollheimer
Konrad Kunick, Ex-Bausenator, ist ein Star in Bonn. Der Bremer Bundestagsabgeordnete sorgt für reichlich Furore, weil er wohl der einzige nichtsesshafte Abgeordnete ist. Kunick lebt nämlich im Wohnwagen. Ein echter Freund der Wildnis. Grund genug, mit ihm über die Vorzüge des Wohnwagendaseins und aktuelle Bremer Campingprobleme zu plaudern.
taz: Was haben Sie im Wohnwagen, was man in der Wohnung nicht hat?
Konrad Kunick: Eine gewisse Enge, die bedeutet, daß man auch nicht einen großen Komplex pflegen muß. Außerdem habe ich frische Luft nach allen Seiten. Wenn ich die Fenster aufmache, sehe ich direkt ins Grüne. Morgens um fünf, sechs weckt mich im Augenblick ein Amselbulle, der auf dem Baum, unter dem ich stehe, ein gewaltiges Lied anstimmt. Und es ist alles in der knappen Freizeit äußerst erfreulich. Das finde ich vorteilhaft im Vergleich zu dem Eingeschobensein in irgendein Miethaus.
Sie werden das auch so weitermachen?
Ich campe schon länger, als ich im Parlament bin.
Wie regierten denn die Familie, die Freunde?
Das liegt in meiner Natur: Was ich für richtig halte, ist häufig nicht das, was alle für richtig halten.
Und die Parlamentskollegen? Lädt man sich nicht mal ein?
Och, man geht sowieso in die Kneipe, wenn man sich trifft. Daß man sich privat besucht, ist nicht der Fall.
Muß man sich im Wohnwagen einschränken?
Wieso einschränken? Wenn ich eine Wohnung hätte, würde ich auch selber kochen, weil ich das gerne tue. Kochen kann ich alles, was ich will.
Sie haben nicht ein Nichtseßhaftenimage im Bundestag?
Nö nö nö. Nun gibt's auch wichtigere Fragen.
Zum Beispiel: In Bremen gibt es zur Zeit eine Auseinandersetzung um Leute, die in ihren Wohnwagen leben wollen. Haben Sie Verständnis für diese Leute?
Ich habe Verständnis dafür – andererseits demonstriere ich hier ja auch nicht, indem ich meinen Wohnwagen vors Bundeshaus stelle oder an irgendeiner Stelle, wo die Stadtväter Bonns das nicht vorgesehen haben.
Die wollen ja auch Pacht zahlen. Wie sollte man mit ihnen umgehen?
Bremen hat einen Campingplatz, der ist allerdings für Durchfahrer. Wir haben auch Landfahrerplätze. Und irgendwo kann man sicherlich auch wieder ein Plätzchen einrichten, wo man sagt: Wer dahin will, der darf dahin.
Also nicht vertreiben?
Ich halte überhaupt nichts von Konfrontationspolitik. Meistens führt diese Politik bloß dazu, daß die Sachen, die man so schneidig bekämpfen wollte, umso mehr wuchern. Fragen: J.G.
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